Tierversuche:Rente für Affenbabys

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Die Nationalen Gesundheitsinstitute in den USA stoppen ein Experiment an Hunderten von Primaten. Die Rhesusaffen kommen nun in Auffangstationen. Ein Triumph der Tierschutzorganisation PETA?

Die Nationalen Gesundheitsinstitute der Vereinigten Staaten, NIH, haben das Ende einer der größten und umstrittensten Versuchsreihen in ihren Labors beschlossen: 300 Rhesusaffen, die für psychologische Experimente in einer Einrichtung in Poolesville, Maryland, gehalten wurden, sollen nun in Auffangstationen überführt werden.

Leiter des betreffenden Labors ist der Verhaltensbiologe Stephen Suomi, der für das NIH seit vielen Jahren die Folgen sozialer Isolation auf die Entwicklung von neugeborenen Äffchen untersucht. Dafür wurden die Affenbabys zumeist von ihren Müttern getrennt und dann zum Beispiel auf ihr Stressverhalten getestet. Auch genetische und hirnphysiologische Analysen fanden statt.

Adressen der Forscher veröffentlicht

Unter Druck geriet Suomis Labor vor einem Jahr, als die Organisation People for the Ethical Treatment of Animals, PETA, mit einer großen Kampagne gegen die Versuche protestierte. "Erst nehmen sie euch die Freiheit, dann nehmen sie euch eure Babys", war auf Plakaten in ganz Washington zu lesen, die Versuche wurden als "Kindesmisshandlung" diffamiert. Im Dezember 2014 beantragten vier Kongressabgeordnete eine offizielle Untersuchung. Im Herbst 2015 folgte eine Unterschriftensammlung der PETA. Schließlich wurden die privaten Adressen von Suomi und seinem Vorgesetzen Francis Collins, dem Leiter der NIH, veröffentlicht - eine mehr als zweifelhafte Praxis in der Tierschützerszene.

Das Ende der Affenversuche betrachten die Vertreter der PETA nun als Resultat ihrer hochaggressiven Kampagne. "Durch so viel Engagement" hätten die Affen die Chance bekommen, in die Auffangstationen entlassen zu werden. Es liegt tatsächlich nahe, dass der Druck der Aktivisten den Ausschlag gab. Das NIH gab am Freitag zwar andere Gründe für das Ende der Affenversuche an: Sie seien aufgrund programmatischer Erwägungen beendet worden. Noch im Januar allerdings hatte die Behörde festgestellt, dass die Arbeiten in Poolesville unter strengster Kontrolle stünden und wissenschaftliche Resultate von "Weltklasse" hervorbrächten.

© SZ vom 15.12.2015 / zint - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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