Tierische Arbeitsteilung:Räuberbande

Wenn Zackenbarsche und Muränen sich zur Jagd verabreden, hat die Beute wenig Chancen.

Philipp Berens

Zackenbarsche und Riesenmuränen verabreden sich zur Jagd. Das berichten Zoologen um Redouan Bshary von der Universität Neuchâtel in PLoS Biology (Bd. 4, 2006). Die Tierkundler analysierten Unterwasseraufnahmen von vierzehn Barschen aus dem Roten Meer und entdeckten, dass Barsche und Muränen ihr Jagdverhalten eng koordinieren. Bisher war eine solche Kooperation nur von Säugetieren und Vögeln bekannt.

Kopfschütteln als Zeichen

Der Barsch beginnt die gemeinsame Jagd. Ist er hungrig, nähert er sich einer Muräne in ihrem höhlenähnlichen Wohnraum und lockt sie durch deutliches Kopfschütteln zur Jagd. Nimmt diese die Aufforderung an, führt der Barsch die Muräne zu einem Beutefisch, den er in der Nähe entdeckt hat.

In dieser Phase bleiben die ungleichen Partner eng zusammen. Droht die Muräne sich abzusetzen, holt sie der Barsch mit neuerlichem Kopfschütteln zurück.

Beim Angriff auf das Beutetier spielen Barsch und Muräne ihre spezifischen Vorteile aus. Schafft es der Fisch, vor dem in der Jagd erfahrenen Barsch zu fliehen, sucht er womöglich Schutz in Felsspalten oder im Riff.

In diesem Gelände sind jedoch Muränen geübt, da sie sich üblicherweise bei Nacht durch Spalten in den Korallenriffen schlängeln und ihre Beute in die Enge treiben. Entkommt die Beute wiederum der Muräne, lauert im offenen Wasser der Barsch.

Ähnlich wie Hyänen

Obwohl derjenige, der die Beute fängt, sie frisst ohne zu teilen, erhaschen beide Jagdpartner in der Summe mehr Futter, als wenn sie alleine auf die Jagd gehen. Die Barsche fangen aufgrund der Kooperation sogar fünfmal so viele Fische, berichten die Zoologen.

Die Wissenschaftler vermuten, dass die Muränen lernen, das Kopfschütteln des Barschs mit einer erfolgreichen Jagd in Verbindung zu bringen. Da die Beute komplett verschlungen wird, vermeiden die Jäger Streit um den Fang.

Ähnliche Formen der Zusammenarbeit wären auch zwischen Hyänen, die ihre Opfer hetzen, und Fallenstellern wie Leoparden sinnvoll. Weil deren Beute - etwa ein Zebra - aber so groß ist und Streit auslöst, kommen Partnerschaften dieser Art jedoch nicht vor.

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