Tiere:Schimpansen spielen "Schere, Stein, Papier"

  • Schimpansen können das Spiel "Schere, Stein, Papier" erlernen.
  • In einem Versuch asiatischer Forscher brauchten die Tiere dafür deutlich länger als Kinder.
  • Am Ende spielten die Affen allerdings so gut wie vierjährige Kinder.

Von Jonathan Ponstingl

Affen, die sich mit einem Kinderspiel die Zeit vertreiben? In Japan ist das nun Realität geworden. Zumindest an einem Touchscreen und im Dienste der Wissenschaft. Wie eine Studie im Fachjournal Primaten nun zeigt, können Schimpansen das Spiel "Schere, Stein, Papier" erlernen.

Ein Team unter der Leitung von Jie Gao an der Universität von Kyoto und der Peking Universität hat die Lernfähigkeit von Schimpansen untersucht und mit der von Kindern verglichen. Das Ergebnis: Fünf der sieben Schimpansen beherrschten das Spiel nach durchschnittlich 307 Trainingssitzungen. Ihre geistige Fähigkeit entspricht damit in etwa dem Niveau eines vierjährigen Kindes.

Zur Belohnung ein Stück Apfel

Bei dem Spiel schlägt Papier Stein, Stein Schere und Schere Papier. Der Wert der Symbole verändert sich folglich je nach Kombination. Um den Primaten die Regeln beizubringen, zeigten die Wissenschaftler ihnen an einem Touchscreen jeweils ein Symbolpaar. Hände von Schimpansen formten die Symbole auf dem Bildschirm. Die Affen hatten die Aufgabe, das jeweils stärkere Symbol auszuwählen. Zur Belohnung erhielten sie ein Stück Apfel. Bei der Auswahl des falschen Symbols ertönte ein Buzzer und das Spiel war für drei Sekunden gesperrt.

Die Schimpansen erlernten zunächst die Symbolpaare Papier und Stein, dann Stein und Schere. Bei diesen beiden Optionen haben Schere und Papier nur einen Wert, da sie nur einmal vorkommen. Der Stein ändert als einziges Symbol seinen Wert, er ist zunächst das schwächere, dann das stärkere Symbol. Diesen Zusammenhang konnten die Schimpansen relativ schnell erlernen.

Nachdem die Schimpansen dieses System begriffen hatten, fügten die Forscher mit der Kombination Schere und Papier eine dritte Option hinzu. Die Komplexität hat sich dadurch deutlich erhöht, da nun alle drei Symbole einen doppelten Wert haben. Sie sind je nach Kombination entweder das stärkere oder das schwächere Symbol. Es entsteht ein kreisförmiger Zusammenhang zwischen den Symbolen, jedes steht mit den jeweils anderen in einer direkten Verbindung. Die Affen benötigten deutlich länger um diesen Zusammenhang zu begreifen.

Die Studie belegt, dass Schimpansen wiederkehrende Muster erlernen können. Das System des Spiels hilft außerdem dabei, nichtlineare Zusammenhänge und komplexe Beziehungen zu erkennen und Probleme zu lösen.

Geistige Fähigkeit eines vierjährigen Kindes

Um die Ergebnisse mit denen von Menschen vergleichen zu können, untersuchte das Team von Gao auch die Lernfähigkeit von drei- bis sechsjährigen Kindern. Sie benötigten durchschnittlich fünf Trainingssitzungen, bis sie das Spiel beherrschten. Also erheblich kürzer als die 307 Sitzungen, die die Schimpansen in Anspruch nahmen.

Einer der Unterschiede zwischen Tier und Mensch: Die Kinder änderten nach einer falschen Wahl sofort das Symbol. Bei den Schimpansen dauerte es deutlich länger, bis sie ihren Irrtum einsahen.

Im Gegensatz zu den Schimpansen änderte sich das Verhalten der Kinder mit ihrem Alter. Kinder über vier Jahre spielten überlegter. "Das zeigt, dass Kinder im Alter von etwa vier Jahren die Fähigkeit erwerben, wiederkehrende Beziehungen zu erlernen und kreuzweise Problemmuster aufzulösen", erklärte Gao.

Mit Material von dpa.

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