Teilchenbeschleuniger am Cern:LHC ist in Betrieb

Die Forscher am Cern bei Genf haben erster Protonen-Strahlen durch den Ringtunnel des Teilchenbeschleunigers LHC geschickt. Kollisionen von Atomkernteilchen finden erst später statt.

Der weltweit größte Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) hat seinen Betrieb aufgenommen.

Nach fast 20-jähriger Vorbereitungszeit schickten Wissenschaftler des europäischen Atomforschungszentrums Cern nach eigenen Angaben die ersten Protonen-Strahlen mit relativ geringer Energie durch die 27 Kilometer lange unterirdische Röhre des Beschleunigers - allerdings jeweils nur in eine Richtung.

Wer also befürchtet hatte, heute könnte bereits die Welt untergehen, muss auf die offizielle Eröffnung des LHC am 21. Oktober und die folgenden Experimente warten. Doch auch dann wird die Erde voraussichtlich nicht zerstört. Schwarze Löcher, die unseren Planeten aufsaugen könnten, sind nicht zu erwarten.

"Das ist ein historischer Moment im Leben des LHC. Um 10.25 Uhr ist der erste Strahl einmal herum gelaufen", erklärte der designierte Cern-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer, der das Ereignis von Hamburg aus verfolgte. "Das ist ein fantastischer Rekord, mein Glückwunsch an alle Beteiligten. Ich glaube, ich übernehme da nächstes Jahr ein tolles Team."

"Uns bewegen heute zweierlei Gefühle", sagte der derzeitge Cern-Direktor, Robert Aymar. "Die Freude, dass wir ein großes Ziel erreicht haben, und die Hoffnung auf große Entdeckungen, die vor uns liegen."

Der Probebetrieb in der größten Forschungsmaschine der Welt im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Frankreich soll mehrere Wochen dauern. Kollisionen zwischen Atomteilchen wird es erst geben, wenn die drei Milliarden Euro teure Anlage stabil läuft.

Dann wollen die Wissenschaftler in dem Ringtunnel mehr als 50 Meter unter der Erde Elementarteilchen fast mit Lichtgeschwindigkeit aufeinanderschießen. Dabei soll eine Glut entstehen wie sie unmittelbar nach dem Urknall herrschte, also bei der Geburt des Universums.

Von den Versuchen, die mit Hilfe von mehreren Detektoren stattfinden werden, erhoffen sich die Physiker weltweit Antworten auf grundlegende Fragen nach Ursprung und Aufbau der Welt.

Die Forscher werden sich mit Hilfe einer der kompliziertesten je von Menschen erbauten Maschine zunächst auf die Suche nach dem Higgs-Teilchen machen, ohne das die Elementarteilchen der bislang gültigen Theorie zufolge keine Masse hätten.

Entdecken die Physiker am europäischen Teilchenphysikzentrum Cern dieses "Gottesteilchen", kann sich dessen Namensgeber, der britische Physiker Peter Higgs, Hoffnungen auf den Nobelpreis machen.

Erste Hinweise auf das Teilchen könnte der LHC möglicherweise schon im nächsten Jahr liefern, wie der Hamburger Physiker Joachim Mnich sagte. Wenn das Higgs-Boson aber besonders leicht sein sollte, müsse man auf einen Nachweis bis mindestens 2010 warten. Mnich hat einen der beiden Detektoren mitgebaut, die das Geschehen im LHC beobachten sollen.

Die Experten am Cern haben für den 10. September hier einen Live webcast eingerichtet.

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