Tamiflu gegen Schweinegrippe:Ein Hammer als Hemmer

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Neues Virus, alte Waffe: Das Grippemittel Tamiflu hemmt die Ausbreitung des Erregers der Schweinegrippe im Körper.

Tina Baier

Unter allen schlechten Nachrichten über die Schweinegrippe gibt es auch eine gute: Das gängige Grippemittel Oseltamivir (Tamiflu) scheint auch gegen diesen Erreger der Schweinegrippe zu wirken: gegen das neuartige Influenzavirus vom Typ H1N1. Der nationale Pandemieplan für Deutschland sieht vor, dass jedes Bundesland im Notfall 20 Prozent der Bevölkerung mit dem Wirkstoff versorgen können muss. "Nach unseren Informationen haben alle Länder entsprechende Vorräte angelegt", sagt eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums.

Medikament Tamiflu: Wirksamkeit gegen neuen Erreger. (Foto: Foto: AP)

Das ist auch notwendig, denn die Herstellung von Tamiflu ist relativ aufwendig und daher langwierig. "Wir können nicht über Nacht riesige Vorräte produzieren", sagt Martina Rupp, Sprecherin der Herstellerfirma Roche. Wenn die Produktion auf Hochtouren läuft, kann Roche maximal 400 Millionen Packungen mit jeweils zehn Kapseln pro Jahr herstellen. Doch derzeit ist die Produktion der Nachfrage in einer normalen Grippesaison angepasst, und die ist wesentlich niedriger. "Es würde einige Wochen oder sogar Monate dauern, bis wir auf Maximal-Kapazität umgestellt hätten", sagt Rupp.

Für den Notfall hat die Firma allerdings drei Millionen Packungen jeweils zur Hälfte an ihren Standorten in der Schweiz und in den USA eingelagert, die innerhalb von 24 Stunden geliefert werden können. Tamiflu ist ein sogenannter Neuraminidase-Hemmer. Er blockiert das Eiweiß Neuraminidase, das für den Erreger lebenswichtig ist. Der Effekt: Die Viren vermehren sich nicht weiter, da sie sich von befallenen Körperzellen nicht lösen können, um neue Zellen anzugreifen. Die Infektion breitet sich daher nicht im ganzen Körper aus, sondern bleibt lokal begrenzt. Voraussetzung ist allerdings, dass das Medikament spätestens 36 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome eingenommen wird.

Genau das könnte zum Problem werden. In der Anfangsphase lässt sich die Schweinegrippe nämlich kaum von einer schweren Erkältung unterscheiden, was die Diagnose möglicherweise verzögert. Einen Schnelltest für den neuartigen Erreger gibt es noch nicht.

© SZ vom 28.04.2009/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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