Südamerikanische Ameisen:Ein Staat ohne Männer

Eine Ameisenart in Südamerika besteht nur aus Weibchen. Das kann Vorteile haben: Denn Paarung, Schwangerschaft und Geburt verzehren viel Energie.

Christina Merkel

Eine Welt ohne Männer - die hat sich eine Ameisenart in Südamerika geschaffen. Die Ameisen verzichten vollständig auf Sex, stattdessen vermehren sie sich durch Klonen.

Südamerikanische Ameisen: Unter den "Mycocepurus smithii" fanden Forscher keine Männchen.

Unter den "Mycocepurus smithii" fanden Forscher keine Männchen.

(Foto: Foto: California Academy of Science)

Mycocepurus smithii ist die erste bekannte Ameisenart, in der deshalb ausschließlich weibliche Tiere existieren, berichtet das Team um die amerikanische Evolutionsbiologin Anna Himler im Fachjournal Proceedings of the Royal Society B (online).

Die Eier der Königinnen entwickeln sich auch unbefruchtet zu neuen Tieren. Alle Nachkommen einer Kolonie sind dann genetisch identische Töchter. Die Forscher hatten 370 Ameisennester aus verschiedenen Teilen Südamerikas über fünf Jahre hinweg beobachtet und dabei kein einziges Männchen entdeckt.

Beim Sezieren der Tiere fanden die Biologen außerdem zurückgebildete Sexualorgane vor, die Weibchen sind auch physisch nicht mehr in der Lage sich zu paaren. "Ein Leben ohne Sex hat durchaus Vorteile", sagt Himler. Paarung, Schwangerschaft und Geburt verzehrten viel Energie.

"Es sind einige Tierarten bekannt, die sich asexuell vermehren. Bei der Blumentopf-Schlange beispielsweise hat man bislang auch nur weibliche Exemplare gefunden", sagt Zoologe Harald Luksch von der Technischen Universität München. "Um schnell ein neues Gebiet zu besiedeln, vermehren sich auch manche Vögel mit dieser sogenannte Jungfernzeugung."

Doch meist machen sie dies nur über wenige Generationen hinweg oder im Wechsel mit sexueller Paarung. Ganz im Gegensatz zu M. smithii: Die veränderte Anatomie sowie die weite Verbreitung der Art lassen auf eine lange Generationen-Folge ohne Sex schließen. Die Unfruchtbarkeit der Tiere könnte durch eine Infektion ausgelöst worden sein, so Himler.

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