Studie:Urmensch Lucy starb wohl bei Sturz vom Baum

Studie: John Kappelman mit Repliken von Lucys Knochen aus dem 3D-Drucker.

John Kappelman mit Repliken von Lucys Knochen aus dem 3D-Drucker.

(Foto: AFP)
  • Ein Forschergremium hat das Skelett des berühmten Urmenschen Lucy mittels 3D-Scanner untersucht.
  • Ein Sturz aus einem hohen Baum muss ihren Erkenntnissen zufolge zu Lucys Tod geführt haben.
  • Etliche Wissenschaftler haben aber bereits zweifel an der Studie geäußert.

Der als Urfrau berühmt gewordene Australopithecus afaris mit dem Namen Lucy kam wahrscheinlich bei einem schweren Sturz von einem Baum ums Leben. Zu diesem Schluss kamen Wissenschaftler aus den USA und Äthiopien nach einer Untersuchung des Skeletts mit einem hochauflösenden 3D-Scanner.

Ihre am Montag in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie besagt, dass Lucy sich bei einem Sturz Oberarmknochen, Knöchel, Knie und mindestens eine Rippe gebrochen haben muss. Um so schwere Verletzungen zu erleiden, müsse der gerade einen Meter große Urmensch aus mindestens zwölf Metern Höhe gestürzt sein.

"Sie hat zum Zeitpunkt des Aufpralls ihre Arme ausgestreckt, um ihren Sturz abzufedern", sagte John Kappelman, Professor an der University of Texas in Austin. "Das zeigt uns, dass Lucy zum Zeitpunkt des Aufpralls bei Bewusstsein war."

Urmenschen zu Lucys Lebzeiten lebten wohl zeitweise auf Bäumen

Bislang war davon ausgegangen worden, dass die Knochen des Frühmenschen nach ihrem Tod zerbrochen waren. Die 3D-Bilder aus der Untersuchung zeigen jedoch, dass die Frakturen in dem lädierten Skelett denen eines Menschen entsprechen, der schwer gestürzt ist.

Die neu ermittelte Todesursache lässt auch den Rückschluss zu, dass die Urmenschen zu Lucys Zeit vor 3,2 Millionen Jahren zumindest zeitweise auf Bäumen gelebt haben.

Das Skelett des Australopithecus Lucy war 1974 vom US-amerikanischen Paläoanthropologen Donald Johanson in Äthiopien gefunden worden. Der hat bereits Zweifel an den Erkenntnissen seiner Kollegen geäußert: "Es gibt definitiv keinen Beweis dafür, wie sie gestorben ist", sagte er.

Andere Forscher sprechen von einer "Fehldiagnose"

Auch sein Kollege Tim White von der University of California bezeichnet die Studie als "Fehldiagnose". Die Forscher der University of Texas konzentrierten sich "anscheinend nur auf die Risse, die sie einem angenommenen Sturz zuordnen können, und ignorieren die anderen zahlreichen Brüche", teilte er per Email mit.

Lucy ist das bekannteste gefundene Exemplar eines Australopithecus afaris. Nach bisheriger Erkenntnis besaß es Zähne, Kiefer und lange Arme wie ein Affe, konnte aber bereits aufrecht gehen. Das Geschlecht des nach einem Beatles-Song benannten Urmenschen ist umstritten. Nach gegenwärtigem Stand der Forschung war Lucy weiblich und zum Zeitpunkt ihres Todes 25 Jahre alt.

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