Studie: Aspirin schützt vor Krebs:Die Gegen-alles-Pille

Wer Aspirin nimmt, lebt länger. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie britischer Forscher. Sie empfehlen eine tägliche Ration des Wirkstoffs Acetylsalicylsäure - zum Schutz vor Krebs. Und vor vielen anderen Krankheiten.

Christina Berndt

Gegen Fieber und Schmerzen, gegen Rheuma, sogar gegen Herzinfarkt und Schlaganfall - die Liste der Einsatzmöglichkeiten für die Acetylsalicylsäure (ASS) ist lang. In den USA nehmen längst auch gesunde Zeitgenossen täglich ASS und schwören darauf. Das, vermutet jetzt ein Professor von der Universität Oxford, sei womöglich gar keine schlechte Idee.

Aspirin-Tablette des Bayer-Konzerns

Aspirin-Tablette im Wasserbad: Der Wirkstoff des Kopfschmerzmedikaments soll vorbeugend wirken - gegen Krebs und andere Krankheiten.

(Foto: dpa)

Er wolle zwar nicht unterstützen, "dass alle Erwachsenen sofort damit beginnen, täglich Aspirin zu nehmen", sagt Peter Rothwell. Eine geringe Dosis ASS (75 Milligramm), jahrelang jeden Tag genommen, scheine aber davor zu schützen, an Krebs zu sterben, berichtet sein Team (Lancet, online). Wer ohnehin für sein Herz einen Blutverdünner nehmen müsse, solle ASS bevorzugen.

Das Team wertete Daten von mehr als 25.000 Patienten aus acht Studien aus. Eigentlich sollten diese den Effekt von ASS auf das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko untersuchen, doch zugleich zeigte sich: Unter jenen Testpersonen, die mindestens fünf Jahre lang täglich ASS nahmen, war das Risiko für einen Krebstod um 21 Prozent geringer als in der Kontrollgruppe, die Placebos bekam.

Während von den rund 12.500 ASS-Nutzern etwa 300 an Krebs starben, waren es in der Placebo-Gruppe 360. Dabei schützte die Arznei vor den unterschiedlichsten Tumoren - vom Speiseröhrenkrebs über Dickdarm- bis zu Lungenkrebs.

Grundsätzlich überrascht der Zusammenhang nicht. ASS hemmt die Bildung von Prostaglandinen, und diese finden sich auch vermehrt im Krebsgewebe und beschleunigen womöglich dessen Wachstum. Gleichwohl streiten Epidemiologen seit Jahren, ob ASS denn nun zur Krebsprophylaxe tauge.

"Es gibt Hinweise darauf", betonten Forscher von der University of Cardiff vor kurzem in einer Übersichtsarbeit (Lancet, Bd.373, S.1301). Die Schwierigkeiten bei der Interpretation klinischer Studien machten es aber derzeit unmöglich, den Wert von Aspirin als Krebsschutz zu ermessen.

Gewiss ist: Kein Medikament ist frei von Nebenwirkungen, auch ASS nicht. So kann die Gegen-alles-Pille dem Magen schaden und Blutungen im Magen-Darm-Trakt verursachen. Peter Rothwell hält das Risiko aber für überschaubar: Die tägliche ASS-Einnahme senke sogar das Risiko um zehn Prozent, in den nächsten fünf bis zehn Jahren überhaupt zu sterben - an welcher Ursache auch immer.

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