Stromversorgung:Hitze macht AKW zu schaffen

Weil das Wasser der Elbe zu warm ist, musste die Leistung des Atomkraftwerks Brokdorf bereits gedrosselt werden. Auch in Rhein und Neckar steigt die Temperatur in Richtung Grenzwert.

Die hohen Temperaturen in Deutschland wirken sich wieder einmal auf die deutschen Kraftwerke aus. So musste am Montag das Atomkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein wegen der Hitze für drei Stunden seine Leistung um 50 Megawatt drosseln. Der Grund: Die Elbe hatte in dieser Zeit die kritische Wassertemperatur von 23 Grad um ein Grad überschritten, sagte ein Sprecher des für die Atomaufsicht zuständigen Justizministeriums in Kiel.

Menschenkette gegen Atomkraft

Wegen der hohen Wassertemperatur in der Elbe musste das Atomkraftwerk Brokdorf für drei Stunden seine Leistung um 50 Megawatt drosseln.

(Foto: dpa)

Auch andernorts könnte es soweit kommen, dass Kern- und Kohlekraftwerke gedrosselt oder sogar abgeschaltet werden müssen. Der Grund: Diese Anlagen entnehmen den Flüssen Kühlwasser und leiten es aufgeheizt wieder zurück. Ist das Wasser bereits sehr warm entnommen worden, kann sich die Temperatur so stark erhöhen, das es zu einem Fischsterben wegen Sauerstoffmangels kommen kann.

Dermaßen hohe Temperaturen des zur Kühlung notwendigen Wassers kämen nicht regelmäßig, aber immer mal wieder vor, sagte der Sprecher weiter.

In Baden-Württemberg lag die Temperatur in Rhein und Neckar an einzelnen Messstellen bereits bei 25 Grad. Schon am Wochenende, so warnte Umweltministerin Tanja Gönner (CDU), könnte eine Wassertemperatur von 28 Grad erreicht werden, die für Fische und andere Organismen schädlich ist. "Wir beobachten die weitere Entwicklung deshalb sehr sorgfältig",sagte Gönner.

Beim baden-württembergischen Versorger EnBW laufen die Atom- und Kohlekraftwerke bislang normal, sagte ein Sprecher. Das Unternehmen erwarte "keine dramatischen Veränderungen" der Flusstemperaturen, könne einen Anstieg aber nicht ausschließen.

Die Kraftwerke wie jene in Heilbronn, Philipsburg und Neckarwestheim könnten außerdem mittels ihrer Kühltürme die Kühlung komplett auf Kreislaufbetrieb umstellen und somit die Einleitung von warmem Wasser in die Flüsse verhindern.

Auch ein Sprecher von RWE Power sagte, es gebe bislang keine Einschränkungen im Kraftwerksbetrieb wegen der Hitze. Das Atomkraftwerk Biblis werde zwar mit Wasser aus dem Rhein gekühlt, erklärte Eon Energie in München, es gebe aber lediglich "geringe Einschränkungen bei wenigen Anlagen".

Überhaupt könne auch bei Wassertemperaturen von mehr als 28 Grad zur Sicherung der Stromversorgung für die meisten Kraftwerke der Weiterbetrieb beantragt werden, hieß es bei EnBW. Ausnahmen von der Regelung würden erwogen "soweit ökologisch vertretbar", bestätigte Umweltministerin Gönner.

"Sollten die Extremtemperaturen weiter anhalten, sind Energieversorger und Behörden vorbereitet. Im Ernstfall kann auf dieser Grundlage schnell eine sachgerechte Abwägung zwischen ökologischen Belangen und sicherer Energieversorgung getroffen werden."

In den vergangenen zwanzig Jahren hat es in besonders heißen Sommern bereits Stromengpässe gegeben. Da in Folge des Klimawandels mit einer Zunahme heißer Tage mit Temperaturen von mehr als 30 Grad zu rechnen ist, fordert Gönner nun mehr Investitionen in gewässerschonende Technologien wie die Kraft-Wärme-Kopplung.

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