Sternenhimmel:Komet im Stresstest

Astronomen warten gespannt auf die Begegnung des Kometen ISON mit der Sonne. Am 28. November wird er in "nur" einer Million Kilometer Abstand an ihr vorbeischrammen. Die beste Beobachtungszeit beginnt allerdings bereits jetzt.

Von Helmut Hornung

Grandiose Lightshow oder doch ein Flop? Selten haben die Astronomen mit so großer Spannung auf ein Himmelsereignis gewartet: Am 28. November wird der Komet C/2012 S1 (ISON) in nur einer Million Kilometer Abstand an der Sonne vorbeischrammen.

Dabei ist sein rund drei Kilometer durchmessender Kern aus Eis und Gestein unvorstellbaren Gezeitenkräften und immenser Hitze ausgesetzt. Gasfontänen werden ins All schießen und jede Menge Staub mitreißen.

Schon Mitte Juli verlor der Kern nach Beobachtungen des Teleskops Spitzer täglich 54.000 Tonnen Staub und 1000 Tonnen Gas, formte eine ausgedehnte Hülle (Koma) und einen 300.000 Kilometer langen Schweif.

Sternenhimmel im November

Der Sternenhimmel von Anfang November, 21.30 Uhr, bis Ende November, 19.30 Uhr

(Foto: M. Rothe)

Wie wird das poröse Material des Kometen den solaren Stresstest überstehen? Wie hell wird er leuchten? Die Forscher haben ihre Prognosen nach unten korrigiert. Am Tag des Perihels, der größten Sonnenannäherung am 28. November, wird ISON demnach längst nicht so hell scheinen wie der Vollmond, höchstens wie der Planet Venus.

Allerdings steht der Komet dann am Taghimmel neben der Sonne, aus Sicherheitsgründen (Erblindungsgefahr!) sollte man eigene Beobachtungsversuche unterlassen und auf Profiaufnahmen warten.

Davon gibt es derzeit schon reichlich, etwa vom Hubble-Teleskop. Die Bilder zeigen einen Schweifstern ohne Auflösungserscheinungen. Derzeit steht ISON an der Grenze der Sternbilder Löwe und Jungfrau. Bis zur Monatsmitte sollte er für das bloße Auge sichtbar werden. Falls er die Perihelpassage überlebt, schlägt der Komet nach dem 28. November die Nordrichtung ein.

Jetzt beginnt die beste Beobachtungszeit, ISON erscheint am Morgenhimmel über dem Osthorizont, etwa zwei Wochen später auch am Abendhimmel nach Sonnenuntergang tief im Westen. Experten vermuten, dass der Schweif erst Anfang Dezember seine maximale Länge erreichen wird. Zum Jahresende ist die Helligkeit des Kometen dann wohl soweit gesunken, dass man ihn mit Fernglas oder Teleskop ins Visier nehmen muss. Die Show ist vorbei.

Merkur erscheint zwischen 10. und 25. November in der Dämmerung über dem morgendlichen Osthorizont. Venus strahlt als heller Abendstern tief im Südwesten, am 6. November erhält sie Besuch von der schmalen Sichel des zunehmenden Mondes.

Mars wandert vom Löwen in die Jungfrau und bleibt Planet am Morgenhimmel. Jupiter in den Zwillingen geht immer früher auf - Anfang November gegen 21.05 Uhr, Ende des Monats schon zwei Stunden früher - und ist praktisch die ganze Nacht sichtbar. Saturn im Sternbild Waage klettert am Monatsende in der Morgendämmerung über den Osthorizont.

Der Fahrplan des Erdbegleiters: Neumond am 3., erstes Viertel am 10., Vollmond am 17. und letztes Viertel am 25. November. Tipp für Frühaufsteher: Am Morgen des 2. November bedeckt die schmale Sichel des abnehmenden Mondes zwischen 6.30 und 7.10 Uhr Spika, den Hauptstern der Jungfrau.

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