Sternenhimmel im September:Der Herbst beginnt um 17.44 Uhr

Im September passiert die Sonne den Himmelsäquator - der Sommer ist dann endgültig vorbei.

Helmut Hornung

In einer klaren, mondlosen Septembernacht erspäht der geübte Sterngucker in der Konstellation Herkules ein verwaschenes Nebelfleckchen. Im 18. Jahrhundert nahm es Charles Messier als Objekt Nummer 13 in seinen Katalog auf (siehe Karte). Im Teleskop zeigt sich eine kugelförmige Ansammlung von schwachen Lichtpünktchen: ein Kugelsternhaufen. Bis heute haben die Forscher etwa 200 solcher "Schneebälle" registriert, die zu unserem Milchstraßensystem gehören.

Sternenhimmel im September: Anfang September 22:30 Ende September 20:30.

Anfang September 22:30 Ende September 20:30.

(Foto: Grafik: M. Rothe)

Leser der Perry-Rhodan-Heftchen kennen M13 als Heimat der Arkoniden, Astronomen als Ansammlung von mehreren Hunderttausend Sternen in rund 25.000 Lichtjahren Entfernung. Wer das Objekt anvisiert, blickt aus der Hauptebene unserer Galaxis hinaus. Diese wiederum ähnelt einer gewaltigen Diskusscheibe, die an den Rändern ein wenig verbogen ist. An das irdische Firmament projiziert sich das Gebilde als milchig schimmerndes Band - die Milchstraße.

Unsere Sonne steckt in einem der vier großen Spiralarme und wandert mit einer Geschwindigkeit von knapp 220 Kilometern pro Sekunde in 220 Millionen Jahren einmal um den zentralen, von der Seite betrachtet deutlich ausgebeulten Bereich. Während die galaktische Scheibe nur einige wenige Tausend Lichtjahre dick ist, misst sie von einem Rand zum anderen annähernd 100.000 Lichtjahre.

Neben dem flachen Diskus und der Zentrumsregion gibt es noch eine dritte Komponente: den Halo. Dieser kugelförmige Raum besitzt einen Durchmesser von etwa 160000 Lichtjahren. In ihm finden sich unter anderem die beschriebenen Kugelsternhaufen.

Vor kurzem entdeckten Astronomen, dass der Halo keineswegs ein einheitliches Gebilde ist. Vielmehr kreist der innere Teil in derselben Richtung und genauso schnell um das galaktische Zentrum wie die Sonne; der weiter außen gelegene Teil hingegen rotiert ungefähr doppelt so schnell in die entgegengesetzte Richtung.

Neptun zeigt sich spätabends

Der kugelförmige Halo hat es dabei in sich: Es treiben darin nicht nur Sterne sowie Gas- und Staubwolken und die spaghettiähnlichen Relikte kollidierter Zwerggalaxien. Er beherbergt auch ein Gutteil der rätselhaften Dunklen Materie. Man kann sie nicht sehen, sondern nur spüren: Sie macht sich durch die Wirkung ihrer Schwerkraft bemerkbar, im gesamten Universum. Schätzungsweise ein Viertel des Alls besteht aus diesem unsichtbaren Stoff.

Der innerste Planet Merkur bleibt im Monat September ebenso unbeobachtbar wie der rote Mars und der beringte Saturn. Venus tastet sich dieser Tage nur zögerlich im Westen auf die abendliche Himmelsbühne vor. Jupiter im Schützen hingegen setzt den Glanzpunkt. Nach Einbruch der Dunkelheit strahlt er bereits als einsamer heller Stern halbhoch im Süden. Uranus steht in diesem Monat im Wassermann und gelangt am 13. September in Opposition zur Sonne, ist also die ganze Nacht über zu sehen; 2,86 Milliarden Kilometer trennen ihn dann von der Erde, das Licht benötigt für diese Strecke zwei Stunden und 39 Minuten.

Aber nur erfahrene Sternfreunde werden Uranus mit dem Fernrohr beobachten können, ebenso wie Neptun im Steinbock, der sich jetzt in den späten Abendstunden zeigt. Der Fahrplan des Erdbegleiters für diesen Monat: Erstes Viertel am 7., Vollmond am 15., Letztes Viertel am 22. und Neumond am 29. September. In der Nacht zum 20. September wandert der Mond über die Plejaden. Und am 22.September passiert die Sonne den Himmelsäquator - um 17.44 Uhr beginnt dann der Herbst.

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