Sternenhimmel im Juni:Im Bann des grünen Blitzes

Gleich drei Schattenspiele innerhalb von vier Wochen - der Juni bietet ein dichtes Programm auf der Himmelsbühne.

Helmut Hornung

Drei Schattenspiele innerhalb von vier Wochen - ein derart dichtes Programm ist auf der Himmelsbühne selten. Der Show-Zyklus begann am vergangenen Mittwoch mit einer partiellen Sonnenfinsternis. Die besten Zuschauerplätze lagen in den nördlichsten Regionen Skandinaviens, in Grönland, Island, Alaska, Ostasien und im nördlichen Kanada. Einen Monat später, am 1. Juli, schiebt sich der Mond erneut vor die Sonne. Im Maximum verdeckt er aber nur drei Prozent ihrer Scheibe, was nicht weiter auffällt; Zeugen wird es ohnehin kaum geben, die partielle Sonnenfinsternis verläuft über dem südlichen Eismeer.

Sternenhimmel Juni 2010

Der Sternenhimmel Anfang Juni 0.30 Uhr bis Ende Juni 22.30 Uhr.

(Foto: M. Rothe)

Interessant wird es in den Abendstunden des 15. Juni: Da durchquert der Vollmond den Erdschatten und glimmt für fast zwei Stunden als dunkelroter Ballon vom Firmament. Das Spektakel ist von Mitteleuropa aus zu sehen, über Deutschland geht der Mond jedoch schon verfinstert auf, etwa in München um 21.07 Uhr. Bereits um 20.23 Uhr tritt er in den Kernschatten der Erde, die Totalität beginnt um 21.22 Uhr und dauert bis 23.03 Uhr; um 0.03 Uhr verlässt der Trabant den Kernschatten. Die Passagen durch den Halbschatten bleiben unauffällig.

Mit Licht hat eine Erscheinung zu tun, die wahlweise "grüner Strahl" oder "grüner Blitz" genannt wird. Die Akteure sind auch hier Sonne, Mond und Erde. Nicht jedoch ihre kosmische Choreographie - die Positionen im Weltraum zueinander - spielen eine Rolle, sondern allein die irdische Atmosphäre. Bei Auf- oder Untergang muss das Licht der Himmelskörper niedrige, mit Staub durchsetzte dicke Schichten der Lufthülle passieren. Daher erscheinen Sonne und Mond während dieser Zeit gerötet. Zudem wirken ihre Scheiben am Horizont wegen der Refraktion eiförmig.

Das natürliche atmosphärische Prisma bricht Licht verschiedener Wellenlängen unterschiedlich stark, das kurzwellige blaue und grüne stärker als das langwellige rote Licht. Aus diesem Grund hat die Sonne am oberen Rand einen blaugrünen Saum, am unteren einen rötlichen. Dieser obere Saum, der sonst überblendet wird, blitzt bei günstigen Bedingungen für Sekunden auf - als grüner Strahl. Kürzlich gelang es der Europäischen Südsternwarte (ESO), das Naturschauspiel auch beim Vollmond zu fotografieren, als der über der chilenischen Atacama-Wüste unter den Horizont sank.

Während Merkur im Juni unsichtbar bleibt, zieht sich Venus immer mehr vom Morgenhimmel zurück. Auch Mars können wir getrost aus dem Beobachtungsprogramm streichen. Jupiter wandert von den Fischen in den Widder und schmückt das östliche Firmament ein paar Stunden vor Sonnenaufgang. Ebenfalls am Morgen finden wir Uranus in den Fischen sowie - ab der Monatsmitte - Neptun im Wassermann. Saturn im Sternbild Jungfrau hält als einziger Planet die Stellung am Abendhimmel, nach Einbruch der Dunkelheit steht er schon hoch im Süden.

Ausnahmsweise sei Pluto erwähnt: Er gelangt am 28. Juni in Opposition zur Sonne. Der Zwergplanet schimmert als schwaches, für das bloße Auge unsichtbares Lichtpünktchen im Schützen, 4,643 Milliarden Kilometer von uns entfernt. Im Juni huschen die Sternschnuppen von mindestens sechs Meteorströmen über den Himmel, aber ebenso wie die Plutobeobachtung sind sie etwas für Spezialisten - der Juni ist kein Schnuppen-Monat. Der Fahrplan des Erdtrabanten: Neumond am 1., Erstes Viertel am 9., Vollmond am 15. und Letztes Viertel am 23. Juni. Am 21. Juni erreicht die Sonne auf ihrer scheinbaren Jahresbahn am Himmel den höchsten Punkt, um 19.16 Uhr beginnt der astronomische Sommer.

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