Sternenhimmel im Juni:Der Gegenmars

Im Juni funkelt um Mitternacht ein heller Stern. Der Riese Antares - Gegenspieler des Mars - scheint auf dem besten Weg zu einer Supernova zu sein.

Helmut Hornung

In klaren Juninächten funkelt um Mitternacht tief im Süden ein heller Stern. Die Griechen nannten ihn Antares - Gegenspieler des Mars. Der Name rührt von seinem orangeroten Farbton her, in dem auch der Nachbarplanet schimmert. Bei den Persern galt Antares als einer der vier Himmelswächter.

Sternenhimmel Juni 2010

Sternenhimmel Juni 2010

Anfang Juni: 0:30 Uhr, Ende Juni: 22:30 Uhr.

(Foto: SZ/Martin Rothe)

Der Hauptstern des Tierkreisbildes Skorpion ist ein Schwergewicht, sein Durchmesser übertrifft den unserer Sonne um das 700fache. Stünde er im Zentrum des Planetensystems, würden Merkur, Venus, Erde und Mars innerhalb seiner gigantischen Gaskugel kreisen. Der Überriese strahlt 70.000-mal kräftiger als die Sonne, die er um das 17fache an Masse übertrifft.

Antares zählt zu den Sternen, die wir im Herbst ihres Lebens beobachten. Er hat schon verschiedene Prozesse der Kernfusion durchlaufen und wird bald ein eisernes Herz besitzen. Die Schale, in der Helium verbrennt, liegt weit außen in seiner Hülle. Daher ist die mächtige Sternenkugel ist nicht mehr ganz stabil und pulsiert; so schwankt die Helligkeit von Antares mit einer Periode von 4,75 bis 5,8 Jahren.

Außerdem weht auf ihm ein heftiger Wind, der Materie ins All bläst und den Stern in einen Gasnebel einhüllt.

Vielleicht schon längst explodiert

Antares scheint auf dem besten Weg zu einer Supernova zu sein. Vielleicht ist der Überriese längst explodiert und die Botschaft von dieser kosmischen Katastrophe auf dem Weg zur Erde - immerhin 600 Jahre benötigt das Licht für die Reise zu uns.

Bis dahin können die Astronomen noch ein wenig rätseln, was es mit dem Begleitstern auf sich hat. Der wurde am 13. April 1819 entdeckt und erscheint in Teleskopen ab 15 Zentimeter Öffnung als blauweißes Pünktchen. Aber sind Antares und sein Partner ein echtes Paar - also durch Schwerkraft aneinander gefesselt -, oder gehören sie zu den optischen Doppelsternen, die nur zufällig in derselben Richtung am Firmament zusammenstehen? In den 1960er Jahren wurden die Umlaufzeit zu 853 Jahren und der gegenseitige Abstand der beiden Sterne zu 80 Milliarden Kilometer bestimmt.

Während sich Merkur am Taghimmel verbirgt, spielt Venus souverän ihre Rolle als strahlender Abendstern über dem westlichen Horizont. Mars wandert am 6. Juni an Regulus vorbei, dem Hauptstern des Löwen, und ist Planet der ersten Nachthälfte. Jupiter prangt am Morgenhimmel und wandert gemächlich durch die Fische.

Der Ringplanet Saturn schimmert im Bild Jungfrau; am Ende des Monats geht er gegen Mitternacht unter. Uranus in den Fischen und Neptun im Wassermann stöbern findige Amateure mit dem Fernrohr auf, Uranus ab Monatsmitte vor Anbruch der Morgendämmerung, Neptun schon zu Monatsanfang nach Mitternacht. Der Zwergplanet Pluto im Schützen gelangt am 25. Juni in Opposition zur Sonne; seine Beobachtung bleibt den Spezialisten vorbehalten.

Der Fahrplan des Erdbegleiters: Letztes Viertel am 4., Neumond am 12., Erstes Viertel am 19. und Vollmond am 26. Juni. Am 21. Juni erreicht die Sonne den höchsten Punkt auf ihrer Jahresbahn - um 13.28 Uhr beginnt der astronomische Sommer.

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