Sternenhimmel im Juli:Zwergenaufstand

Selbst das geübte Auge erkennt im Fernrohr den Pluto nur als schwachen Lichtpunkt. Im Juli ist der Mini-Planet allerdings besser zu sehen als der Mars.

Helmut Hornung

Sterngucker verstehen, warum Pluto zum Zwergplaneten degradiert wurde: Selbst im großen Amateurfernrohr erscheint er als schwacher Stern, den nur das geübte Auge sieht.

Sternenhimmel Juli 2011

Sternenhimmel Juli 2011 Anfang Juli 0:30 Uhr bis Ende Juli 22:30 Uhr.

(Foto: M. Rothe)

Trotzdem ist der Zwerg für manche Überraschung gut. Schon vor ein paar Jahren entdeckten Wissenschaftler die drei Monde Charon, Nix und Hydra. Während Nix und Hydra einer einige Dutzend Kilometer großen steinernen Kartoffeln gleichen, besitzt der kugelförmige Charon einen Durchmesser von rund 1200 Kilometern und ist damit immerhin halb so groß wie sein Mutterhimmelskörper.

Im Jahr 1988 fanden Forscher eine dünne Methan-Atmosphäre um Pluto und schätzten ihre Dicke auf mindestens 100 Kilometer. Kürzlich wiesen sie in der Gashülle auch noch Kohlenmonoxid nach. Aufgrund seiner elliptischen Umlaufbahn ist der Zwergplanet starken Schwankungen der Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Die Forscher vermuten daher, dass die Atmosphäre während des Pluto-Winters komplett ausfriert und auf die vereiste Oberfläche schneit.

Von all dem ahnte der amerikanische Astronom Clyde Tombaugh nichts, als er im Februar 1930 zwei Himmelsaufnahmen miteinander verglich und darauf einen "Stern" aufspürte, der auf den Fotoplatten innerhalb von drei Tagen um 3,5 Millimeter gewandert war. Am 14. März 1930 berichteten die Zeitungen von dem sensationellen Fund des Observatoriums in Flagstaff. Noch am selben Tag schrieb ein Bibliothekar aus Oxford an den englischen Astronomen Herbert Hall Turner, dass seine elfjährige Enkelin von der Entdeckung gehört und spontan den Namen Pluto vorgeschlagen habe. Der Name fügte sich gut in die mythologischen Bezeichnungen der anderen Planeten (Pluto ist der römische Gott der Unterwelt).

Die Namensgeberin war Venetia Burney, verheiratet Phair. Die Degradierung ihres "Täuflings" zum Zwergplaneten vor fünf Jahren hat sie noch erlebt - sie starb 90-jährig im April 2009.

Seit seiner Entdeckung hat Pluto noch nicht einmal ein Drittel seines Wegs um die Sonne zurückgelegt. Am 28. Juni gelangte der Zwergplanet im Schützen in Opposition zur Sonne und lässt sich jetzt die ganze Nacht über beobachten. Im Jahr 2015 soll die Raumsonde New Horizons an der eisigen Welt am Rand des Planetensystems vorbeiziehen. Merkur erreicht im Juli seinen größten östlichen Winkelabstand von der Sonne, in unseren Breiten bleibt er aber den ganzen Monat für das bloße Auge unsichtbar.

Auch Venus ist von der Bildfläche verschwunden. Mars im Stier zeigt sich einige Stunden vor Sonnenaufgang knapp über dem morgendlichen Nordosthorizont. Jupiter steht im Widder und lässt sich am besten nach Mitternacht beobachten. Saturn im Sternbild Jungfrau leuchtet ruhig als gelber Stern am abendlichen Firmament. Uranus in den Fischen und Neptun im Wassermann finden erfahrene Hobby-Astronomen in der zweiten Nachthälfte.

Zwischen dem 12. Juli und dem 19. August flitzen die Delta-Aquariden über das Firmament; um den 29. Juli erreicht ihre Aktivität den Höhepunkt, dann fallen stündlich an die 30 Sternschnuppen vom Himmel. Am 1. Juli war Neumond. Der weitere Fahrplan des Erdtrabanten: Erstes Viertel am 8., Vollmond am 15., Letztes Viertel am 23. und Neumond am 30. Juli. Am 4. Juli erreicht die Erde mit 152,102 Millionen Kilometern ihren größten Abstand von der Sonne.

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