Sternenhimmel im Januar:Freudenfeuer für den Kaiser

Die Venus brilliert wieder einmal in ihrer Glanzrolle als Abendstern. Ihr Leuchten regte die Astronomen vor allem im 19. Jahrhundert zu allerlei Spekulationen an.

Helmut Hornung

Den 26. Januar sollten sich Sternfreunde im Kalender vormerken: Gegen 19 Uhr strahlt neben der schmalen Sichel des zunehmenden Mondes ein helles Gestirn. Doch kein Ufo ist da im Anflug, sondern die Venus brilliert wieder einmal in ihrer Glanzrolle als Abendstern. Das Fernrohr enthüllt ein eiförmiges Scheibchen, das im Laufe der nächsten Wochen immer größer, aber auch immer schmaler wird. Kurz: Die Venus nimmt ab, denn sie zeigt Phasen wie der Mond. Weil sie ihre Kreise zwischen Erde und Sonne zieht, erscheint sie von uns aus betrachtet unterschiedlich beleuchtet.

Sternenhimmel im Januar 2012

Der Sternenhimmel Anfang Januar 21:30 Uhr bis Ende Januar 19:30 Uhr.

(Foto: M. Rothe)

Weshalb erscheint der etwa erdgroße Planet am Abend- oder Morgenhimmel stets so hell? Das liegt an seiner dichten Atmosphäre, die drei Viertel des Sonnenlichts reflektiert. Im Jahr 1643 bemerkte der italienische Jesuitenpater Giovanni Riccioli auf der Nachtseite der Venus ein seltsames Glimmen. Dieses Leuchten regte die Astronomen vor allem im 19. Jahrhundert zu allerlei Spekulationen an.

Der Münchner Astronom Franz Paula von Gruithuisen hatte eine Idee: Nachdem er mit einem winzigen Fernrohr schon auf dem Mond "ein kolossales Kunstgebäude" entdeckt haben wollte, hielt er das Venusglimmen für Freudenfeuer. Damit sollten die Venusianer religiöse Feste feiern - oder eine neue Regierung. 1759 und 1806 sollen die Feuer besonders hell gebrannt haben. Für diese Periode hatte der fantasiereiche Professor eine plausible Erklärung parat: "Wenn wir annehmen, dass die Lebensspanne eines Venusbewohners 130 Venusjahre beträgt, was achtzig Erdenjahren entspricht, so könnte die Regierungszeit eines Venuskaisers leicht sechsundsiebzig Venusjahre sein."

Und 1918 schrieb der schwedische Nobelpreisträger Svante Arrhenius über den Planeten: "Wir müssen eine Feuchtigkeit annehmen, die im Durchschnitt sechsmal so groß ist wie auf der Erde. Der vegetative Prozess ist durch die hohe Temperatur beschleunigt und dem entsprechend die Lebenszeit der Organismen wahrscheinlich kurz."

Das einst geheimnisvolle Leuchten stammt von physikalischen Prozessen in der Atmosphäre. Diese besteht zu 96 Prozent aus Kohlendioxid und fegt in nur vier Tagen einmal um den Globus. Bei Bodentemperaturen von 470 Grad Celsius und einem 90-fach höheren Druck wie auf der Erde dürften selbst hartgesottene Venusianer in ihrer glühenden Felslandschaft kalte Füße bekommen.

Außer Venus strahlt im Januar Jupiter am Abendhimmel. Der Riesenplanet steht in den Fischen und geht erst nach Mitternacht unter, während sich Venus in diesen Tagen bereits gegen 20 Uhr verabschiedet. Mars im Löwen klettert am Monatsende um 20.45 Uhr über den Horizont, Saturn in der Jungfrau betritt um 1.15 Uhr die Himmelsbühne. Merkur beendet sein Gastspiel und verblasst zusehends in der Morgendämmerung.

Uranus in den Fischen finden nur Spezialisten, Neptun bleibt unbeobachtbar. Sternschnuppen gehören zum Strom der Delta-Cancriden und kommen, wie ihr Name verrät, aus Richtung des unscheinbaren Bildes Krebs (Cancer). Der Fahrplan des Erdtrabanten: Letztes Viertel am 16., Neumond am 23. und Erstes Viertel am 31. Januar.

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