Sternenhimmel im Dezember:Jupiter wechselt in die Fische

Die Venus strahlt am Morgenhimmel, Jupiter wechselt vom Wassermann in die Fische und Saturn wandert durch die Jungfrau. Dann fallen die Geminiden vom Himmel.

Helmut Hornung

Der Stern von Bethlehem gehört in der Vorweihnachtszeit zum festen Repertoire der Planetarien. Die Zuschauer reisen 2000 Jahre in die Vergangenheit zurück, um am künstlichen Firmament den Tanz von Jupiter und Saturn in der Konstellation Fische zu verfolgen. Die enge Begegnung der beiden großen Planeten gilt gemeinhin als plausible Erklärung für die rätselhafte Erscheinung, die der Evangelist Matthäus beschreibt.

Sternenhimmel Dezember 2010

Der Sternenhimmel von Anfang Dezember 21.30 Uhr bis Ende Dezember 19.30 Uhr.

(Foto: M. Rothe)

Schon immer haben die Menschen davon geträumt, die Gestirne vom Himmel zu holen. Davon zeugen Sternkarten, Tellurien und Globen wie jener von Schloss Gottorf aus dem 17. Jahrhundert. Die drei Meter große Kugel war begehbar und zeigte im Innern den Sternhimmel sowie den Lauf der Sonne. Davon inspiriert, beschrieb der Dichter Voltaire in einem seiner Romane die wesentlichen Züge eines modernen Planetariums. Bis zur technischen Umsetzung war es freilich noch ein langer Weg.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts regte der Heidelberger Astronom Max Wolf die Konstruktion einer solchen Maschine für das Deutsche Museum in München an. Dessen Gründer Oskar von Miller zeigte sich begeistert und beauftragte die Firma Zeiss. Dort baute Walther Bauersfeld das erste Planetarium der Welt.

Seine Idee, die er auf nicht weniger als 600 Zeichnungen ausarbeitete: Die Gestirne werden nicht an einer Hohlkugel befestigt, sondern von einem Projektor an das Innere der Sphäre geworfen. Elektromotoren und Getriebe lassen die projizierten Bilder über die Kuppel gleiten und natürliche Bewegungen ausführen.

Die Mechanik sowie die Glühlampen werden von einem Schaltpult aus gesteuert. Im August 1923 erstrahlte der künstliche Sternhimmel zum ersten Mal in einer 16-Meter-Kuppel auf dem Fabrikdach der Firma Zeiss in Jena. Am 7. Mai 1925 ging dieses erste Projektionsplanetarium der Welt im Deutschen Museum dann in Betrieb.

Das Prinzip hat sich im Wesentlichen erhalten. Kern eines Sternentheaters ist der Projektor, der heute meist wie eine Raumkapsel aussieht. Die Sterne werden zunehmend nicht mehr durch Lochblenden dargestellt, sondern mit Hilfe von Glasfasern. Zudem arbeiten moderne Geräte mit Lasern, Videoprojektoren und Mehrkanal-Tonsystemen. Jede Show geht elektronisch gesteuert über die künstliche Himmelsbühne. In den neuen Planetarien zaubern Beamer in 360-Grad-Panoramen die perfekte Illusion ans kohlschwarze Firmament und simulieren Flüge zum Mars, die Kollision ferner Galaxien - oder eben den Stern von Bethlehem.

Die Venus strahlt am 4. Dezember im größten Glanz; unübersehbar leuchtet die Liebesgöttin jetzt am östlichen Morgenhimmel. Merkur und Mars bleiben in den nächsten Wochen unsichtbar. Jupiter wechselt vom Wassermann in die Fische, schmückt also den Abendhimmel. Zum Jahreswechsel sinkt der Gasriese knapp eine Stunde vor Mitternacht unter den Horizont.

Der Ringplanet Saturn wandert durch die Jungfrau und erscheint erst weit nach Mitternacht auf der Bühne. Das Beobachtungsfenster von Uranus entspricht dem von Jupiter; wie dieser steht er in den Fischen. Beide Planeten kommen sich Ende des Jahres recht nahe. Neptun im Steinbock spüren erfahrene Sterngucker noch am Abendhimmel auf.

In den Morgenstunden des 13. Dezember fallen die Geminiden vom Himmel - stündlich bis zu 120 Meteore. Am Morgen des 21. Dezember tritt der Mond in den Kernschatten der Erde. Doch zu Beginn dieser totalen Finsternis (7.32 Uhr) steht der Trabant schon tief im Südwesten. Nach acht Uhr verschwindet er unter dem Horizont, der spannende Teil des Schattenspiels entgeht uns.

Der Monatsfahrplan: Neumond am 5., Erstes Viertel am 13., Vollmond am 21. und Letztes Viertel am 28. Dezember. Am 22. Dezember erreicht die Sonne um 0.38 Uhr den Winterpunkt, von nun an werden die Tage wieder länger.

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