Sternenhimmel im April:Da "brach eine Finsternis über das Land"

Lesezeit: 2 min

Der Bibel zufolge überschattete eine Finsternis den Tag, an dem Jesus starb. Steckt ein astronomisches Ereignis dahinter?

H. Hornung

"Um die sechste Stunde brach eine Finsternis über das ganze Land herein bis zur neunten Stunde" - es ist ein apokalyptisches Szenario, das der Evangelist Matthäus hier beschreibt und das in der bildenden Kunst seit Jahrhunderten die Darstellung der Kreuzigungsszene inspiriert. Lukas berichtet, dass "die Sonne aufhörte zu scheinen" und "der Vorhang des Tempels mitten durch riss". Steckt hinter dem biblischen Geschehen ein astronomisches Ereignis?

Tatsächlich ereignete sich am 24. November des Jahres 29 über Palästina eine totale Sonnenfinsternis. Starb Jesus also an jenem Tag? Auf den zweiten Blick erscheint das wenig wahrscheinlich: Jesus, so heißt es in allen vier Evangelien, wurde an einem Nachmittag im Monat Nisan gekreuzigt, kurz vor dem Passahfest. Nach dem gregorianischen Kalender beginnt Nisan aber Mitte März, das Passahfest am Abend des 14. Nisan. Weil es mit dem Vollmond ebenso zusammenhängt wie Ostern, das die Christen traditionell am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond feiern, konnte es damals keine Sonnenfinsternis geben - die tritt nur bei Neumond ein, wenn der Trabant zwischen Sonne und Erde vorbeizieht und seinen Schatten auf unseren Planeten wirft. Zudem dauert die Totalität nie drei Stunden, sondern maximal siebeneinhalb Minuten.

Beziehen sich die Evangelien vielleicht auf ein anderes kosmisches Schattenspiel? Auch hier wurden die Astronomen fündig und stießen auf eine Mondfinsternis, die just am 14. Nisan (3. April) des Jahres 33 über die Himmelsbühne ging. Doch wieder passt nichts zusammen: Die Finsternis war lediglich partiell, und der Mond tauchte kurz nach seinem Aufgang in den Kernschatten. Zu diesem Zeitpunkt herrschte Abenddämmerung, es war also noch gar nicht dunkel. Und den in der Bibel beschriebenen dramatischen Effekt hätte eine partielle Finsternis ohnehin nicht gehabt, zumal der Erdschatten selbst während der Totalität den Mond niemals vollständig in den Schatten stellt, sondern ihn mehr oder weniger hell in kupferfarbenem Licht leuchten lässt.

Was also geschah in Jerusalem vor 2000 Jahren? Sieht man davon ab, dass die Evangelisten der Kreuzigung durch fiktionale Überhöhung ein besonderes Gewicht verleihen wollten, kommen als plausible Erklärungen entweder ein Unwetter oder ein orkanartiger Sandsturm in Frage: Diese Naturereignisse würden die Sonne verdunkeln und könnten den Vorhang im Tempel reißen lassen.

Merkur zeigt sich während der ersten Monatshälfte als heller Stern tief am westlichen Abendhimmel. Gegen 21 Uhr sollte man die besten Chancen auf eine Sichtung haben. Am 4. April stehen Merkur und der strahlende Abendstern Venus nahe beisammen; am 15. und 16. April zieht die extrem schmale Sichel des zunehmenden Mondes an dem Duo vorüber. Mars im Sternbild Krebs gibt seinen Abschied von der morgendlichen Himmelsbühne und geht zum Monatsende dreieinhalb Stunden nach Mitternacht unter. Jupiter im Wassermann dagegen wird in den kommenden Wochen am morgendlichen Firmament erst sichtbar. Saturn in der Jungfrau können wir die ganze Nacht über beobachten. Uranus und Neptun bleiben verborgen. Der April bietet unergiebige Meteorströme wie die Virginiden oder Sigma-Leoniden. Allenfalls die Lyriden lohnen das Ausschauhalten, im Maximum am 22. April fallen stündlich bis zu 20 Schnuppen vom Himmel. Der Fahrplan des Erdbegleiters: Letztes Viertel am 6., Neumond am 14., Erstes Viertel am 21. und Vollmond am 28. April.

© SZ vom 1.4.2010/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: