Sternenhimmel:Am Puls der Sonne

Sternenkarte

Sternenhimmel von Anfang Juni 0.30 Uhr bis Ende Juni 22.30 Uhr

(Foto: M. Rothe)

Helioseismologen blicken unter die Haut des Zentralgestirns - ihr Job erinnert ein bisschen an den eines Mediziners am Computertomografen.

Von Helmut Hornung

Am 21. Juni erreicht die Sonne um 12.51 Uhr den Gipfel ihrer Jahresbahn, auf der Nordhalbkugel beginnt der astronomische Sommer. Auch an diesem Tag wird die Sonne friedlich vom Himmel scheinen, aber die Postkartenidylle trügt. In Wahrheit ist der Stern ein brodelndes Inferno, er spuckt Gas und er vibriert wie eine Glocke. Die Forscher nutzen diese Schwingungen, um in die Eingeweide der Sonne zu blicken und ihr Magnetfeld zu studieren. Ursache der Beben ist die Konvektion: Unablässig steigen im Innern des solaren Ballons heiße Gaspakete zur Oberfläche, kühlen aus und sinken wieder. Dabei entsteht auf der Sonne ein Muster aus deutlich voneinander abgegrenzten Zellen: die rund 1000 Kilometer großen Granulen. Die Konvektion erzeugt Schallwellen, die den gesamten Sonnenball zum Schwingen bringen.

Dass der Stern pulsiert, bemerkten Wissenschaftler schon vor mehr als einem halben Jahrhundert. Damals registrierten sie eine Pulsation in Teilen der oberen Schichten mit einer Periode von fünf Minuten. Heute hören Satelliten sowie ein weltweites Netz erdgebundener Teleskope das Tagesgestirn rund um die Uhr ab. Das heißt: Sie messen die Geschwindigkeit eines bestimmten Punkts auf der Oberfläche zum Fernrohr hin oder vom Fernrohr weg. Dabei heben und senken sich bestimmte Bereiche in den oberen Gasschichten mit Geschwindigkeiten bis zu 1800 Kilometern pro Stunde.

Aus Millionen solcher Messpunkte leiten die Experten die Schwingungsmuster der Sonne ab. Helioseismologie heißt diese Forschungsdisziplin. Die Helioseismologen gehen ähnlich vor wie ihre Kollegen, die Erdbeben analysieren. Der Puls der Sonne gibt Aufschluss über ihr Innenleben. So dreht sich der Sonnenkern alle fünf bis neun Tage um die eigene Achse, viel schneller als die darüberliegenden Gasschichten, die für eine Rotation etwa 27 Tage benötigen. Zudem liefern die Messungen Daten über Dichte, Temperatur, Zusammensetzung der Sonnenmaterie. Die neueste Methode der Helioseismologen gleicht einer Art Computertomografie, wie sie Mediziner einsetzen. So erlaubt diese lokale Helioseismologie einen dreidimensionalen Blick unter die "Haut" der Sonne.

Während Merkur im Juni unbeobachtbar bleibt, glänzt Venus weiterhin als Morgenstern, wobei sie zu Monatsmitte vom Widder in den Stier wandert. Mars in der Jungfrau leuchtet als orangefarbener "Stern" am Firmament und geht erst nach Mitternacht unter. Jupiter in den Zwillingen verabschiedet sich allmählich vom Abendhimmel und ist zum Monatsende verschwunden. Saturn in der Waage zieht während den Nachtstunden die Blicke auf sich. Uranus in den Fischen und Neptun im Wassermann finden Erfahrene mit dem Fernglas jeweils nach dem 15. Juni am Morgenhimmel. Der Fahrplan des Erdtrabanten: Erstes Viertel am 5., Vollmond am 13., Letztes Viertel am 19. und Neumond am 27. Juni. Am 7. Juni zieht der Mond abends eng am Mars vorbei, am frühen Morgen des 21. Juni an Uranus.

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