Statistik:Zahl der Hurrikane hat sich verdoppelt

Erneut finden Wissenschaftler Hinweise auf die Auswirkungen des Klimawandels: Die Zahl tropischer Wirbelstürme über dem Atlantik ist in den vergangenen 100 Jahren offenbar erheblich gewachsen.

Die Zahl tropischer Wirbelstürme über dem Atlantik hat sich einer neuen Studie zufolge in den vergangenen 100 Jahren mehr als verdoppelt. Der Anstieg sei in zwei Sprüngen erfolgt, heißt es in der Untersuchung der Forscher Greg Holland und Peter Webster, die von der Zeitschrift Philosophical Transactions of the Royal Society of London veröffentlicht wurde.

Statistik: Eine Satelliten-Aufnahme der NOAA zeigt den Hurrikan Rita am September 2005.

Eine Satelliten-Aufnahme der NOAA zeigt den Hurrikan Rita am September 2005.

(Foto: Foto: Reuters/NOAA)

Die beiden Autoren vom amerikanischen Zentrum für Atmosphärenforschung nennen wärmeres Oberflächenwasser im Atlantik sowie die im Zuge des Klimawandels veränderten weltweiten Windsysteme als Hauptursache des Anstiegs.

"Diese Zahlen sind ein starkes Anzeichen dafür, dass der Klimawandel ein bedeutender Faktor bei der zunehmenden Häufigkeit atlantischer Hurrikane ist", sagt Studienleiter Greg Holland.

Bislang waren Klimaforscher zurückhaltender und assoziierten lediglich eine Zunahme der Energiedichte von Hurrikanen mit dem Klimawandel. Die Häufigkeit der Sturmereignisse schien bislang keinen Zusammenhang mit der globalen Erwärmung zu zeigen.

Die jüngste Analyse ermittelt für den Zeitraum von 1900 bis 2005 drei Phasen der Hurrikanhäufigkeit. Zwischen 1900 und 1930 formten sich im Jahresdurchschnitt sechs Hurrikane oder starke Wirbelstürme über dem Atlantik.

Zwischen 1930 und 1940 stieg der Schnitt auf zehn Stürme im Jahr, wobei die Hälfte davon die Definition eines Hurrikans erfüllte. In der letzten Phase des untersuchten Zeitraums, zwischen 1995 und 2005 kam es schließlich zu durchschnittlich 15 Stürmen im Jahr, wobei gut die Hälfte Hurrikan-Stärke erreichte.

Holland und Webster weisen darauf hin, dass die von ihnen festgestellte Häufung der Hurrikane in der jüngsten Zeit nicht unbedingt den Endpunkt der Entwicklung darstellt. Es sei derzeit unklar, wie sich die Frequenz der Stürme in Zukunft entwickle.

Passend zur Zunahme der Wassertemperatur

Die beiden Klimatologen haben zudem festgestellt, dass die statistische Entwicklung auffallend genau mit der Zunahme der Wassertemperatur im Atlantik zusammenpasst.

Die Oberfläche des Ozeans ist in dem untersuchten Zeitraum um durchschnittlich 0,7 Grad Celsius wärmer geworden. Hierin erkennen die Autoren auch den Zusammenhang mit dem globalen Klimawandel: Dieser ist nach Ansicht der Mehrheit aller Klimatologen direkt für die Erwärmung des Atlantik verantwortlich.

Kritik an der Studie kommt von Wissenschaftlern, die darauf hinweisen, dass die Messmethoden in den vergangenen 100 Jahren unterschiedlich waren und womöglich Hurrikane in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weniger zuverlässig entdeckt wurden als später. Flugzeug-Messungen gibt es erst seit 1944, Satelliten seit den 1970er-Jahren.

Holland und Webster betonen jedoch ausdrücklich, dass die veränderten Messbedingungen nicht für den statistischen Effekt verantwortlich sein könnten. Erkennbar sei zudem, dass die Zahl der starken Hurrikane mit Windstärken über 200 Kilometer pro Stunde in jüngster Zeit auffallend zugenommen habe.

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