Speerspitzen-Archäologie:Aufrüstung in der Steinzeit

Speerspitzen-Archäologie: Die Forscher bauten die Waffen der Frühmenschen für ihren Versuch nach

Die Forscher bauten die Waffen der Frühmenschen für ihren Versuch nach

(Foto: Jayne Wilkins et al)

Vor 500 000 Jahren fingen Urmenschen an, ihre Jagdspeere mit Steinspitzen zu versehen. Archäologen schleuderten nun selbst Speere, um herauszufinden, warum das eine gute Idee war. Mit der Aufrüstung begann wohl auch ein neues Denken.

Von Andreas Wenleder

Speerspitzen aus Stein töten besser. Das zeigt ein Waffenvergleich amerikanischer und südafrikanischer Archäologen, veröffentlicht in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins PlosOne. Vor etwa 500 000 Jahren setzten Frühmenschen erstmals Speere mit Steinspitzen ein, das zeigen Funde in Südafrika. Zuvor spitzten die Frühmenschen lediglich die Enden der Holzspeere an. Die neuen Spitzen befestigten sie mit Harz und Tiersehnen an den Speeren. Über die Jahrhunderte hinweg ersetzte die neue Technik langsam die alten Jagdwaffen.

Die Archäologen testeten beide Speertypen. Der Versuch sollte zeigen, wie sich der Technologiesprung auf die Effizienz der Jagd ausgewirkt hat. Dazu schossen sie mit einem festverankerten Bogen bei gleicher Kraft verschiedene Speere in einen Block aus Gelatine um die Auswirkungen eines Speerstoßes auf Jagdtiere zu simulieren. Die Gelatineblöcke werden auch in der Ballistik eingesetzt, um Projektile und Schusswunden zu untersuchen.

Dabei zeigte sich, dass angespitzte Holzspeere zwar tiefer in ein Tier eindringen können als Speere mit Steinspitzen, die Steinspitzen erzeugen aber trotzdem mehr Schaden. Die Wunden durch Steinspitzen waren deutlich größer und machten damit die Jagd effizienter. Dadurch ermöglichten die Speere wohl eine regelmäßigere Ernährung, minimierten das Risiko bei der Jagd und erhöhten somit auch die Lebenserwartung der Frühmenschen.

Für die Forscher änderte sich mit den Speerspitzen nicht nur die Jagdtechnik. Sie sehen die neuen Waffen als Beleg für ein moderneres Denken der Frühmenschen. Produktion und Befestigung der Spitzen sind aufwendiger als das Schnitzen von Holzspitzen. Sie erfordern die Kombination verschiedener Techniken. Die Jagd wurde anscheinend intensiver vorbereitet, das Denken der Frühmenschen sei in dieser Zeit vorausschauender geworden, vermuten die Archäologen.

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