Sommerwetter im Oktober:Stramme Strömung aus der Sahara

Sommerwetter im Oktober: In München dürften am Wochenende die Biergärten wieder voll werden. Meteorologen rechnen mit Temperaturen bis zu 25 Grad.

In München dürften am Wochenende die Biergärten wieder voll werden. Meteorologen rechnen mit Temperaturen bis zu 25 Grad.

(Foto: Stephan Rumpf)

"Eine solche Wärmezufuhr erlebt man nicht alle Jahre", heißt es beim Deutschen Wetterdienst. Deutschland steht ein für Oktober ungewöhnlich warmes Wochenende bevor. Nur der Norden wird benachteiligt.

Von Andreas Frey

Vielleicht möchte der Sommer 2014 etwas gutmachen - zumindest in Süddeutschland. Für das bevorstehende Wochenende erwarten die Meteorologen erneut freibadverdächtige Temperaturen. Saharaluft strömt über die Alpen nach Mitteleuropa, im Süden und Westen könnte es am Sonntag 25 Grad warm werden. Das ist ungewöhnlich für Mitte Oktober - hat sich allerdings schon länger angekündigt.

"Eine solche Wärmezufuhr erlebt man nicht alle Jahre", sagt Tobias Reinartz vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Das Computermodell seines Hauses kündigt eine stramme südliche Strömung an, die voraussichtlich erst am kommenden Montag versiegt. Selbst im Bergland auf 1500 Meter Höhe können die Temperaturen am Wochenende auf bis zu 20 Grad klettern. Einzig der Norden scheint benachteiligt zu werden. Dort wird es weniger sonnig und warm, aber auch nicht unfreundlich.

Viele Bayern und Baden-Württemberger dürften das Wetter als gerechten Ausgleich für den verregneten Hochsommer deuten. Im Juli zum Beispiel erlebten Teile Baden-Württembergs Niederschlagsrekorde, während es mit jedem Kilometer Richtung Küste trockener wurde. Seit September hat sich dieses Muster umgekehrt. Bisher fiel darum der Oktober landesweit um 4,6 Grad zu warm aus, wenn man die ersten Wochen mit dem Monatsdurchschnitt über die Jahre 1961 bis 1990 vergleicht. Spitzenreiter ist Konstanz mit einem Wärmeplus von 5,6 Grad. Und bis zum Beginn der dritten Dekade ist keine deutliche Abkühlung in Sicht. Dennoch ist eher unwahrscheinlich, dass der Herbstmonat am Ende um fast fünf Grad wärmer ausfallen könnte als der langjährige Mittelwert. Dieser sieht nämlich vor, dass der Oktober am Anfang relativ warm ist und am Ende stark abkühlt - was immer noch passieren kann.

Ursache für die Wärmezufuhr ist eine beständige Süd- bis Südwestströmung, die stark an das vorherrschende Wettermuster des vergangenen Winters erinnert: Europa warm, Amerika kalt. Pendelt sich eine solche Wetterlage erst einmal ein, neigt sie dazu, sich zu wiederholen. Ein gewaltiges Tief über dem Atlantik pumpt Subtropenluft in weite Teile Europas und hält Polarluft auf Distanz. "Ein Kaltlufteinbruch ist in nächster Zeit nicht zu erwarten", sagt DWD-Meteorologe Reinartz.

Die Wirkung der Jetstream-Schleifen

Ob diese sehr beständige Strömung mit dem Klimawandel in Zusammenhang steht, ist schwierig zu sagen. Im August hatten Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in einer Studie die Wirkung der Erderwärmung auf großräumige Windströmungen untersucht, genauer: auf die Schleifen, die der Höhenwind Jetstream wirft. Bläst er - wie derzeit - vor Europa nach Norden, führt er sehr warme Luft auf den Kontinent.

Das Muster der Jetstream-Schleifen wandert normalerweise um die Nordhalbkugel, kann sich aber auch verhaken. Die Potsdamer Wissenschaftler fanden heraus, dass die Schleifen in den Sommermonaten der vergangenen Jahre verglichen mit dem Ende des 20. Jahrhunderts häufiger feststeckten. Kommen sie nicht mehr vom Fleck, kann das Wetter extrem werden. Dann bleibt es je nach Strömung entweder sehr lange kalt oder eben warm. Klare Belege, dass das etwas mit dem Klimawandel zu tun hat, fehlen allerdings noch.

Wie lange die nun bevorstehende Wärmeperiode anhält, ist allerdings ungewiss. Zum Anfang kommender Woche dürfte ein Tief den Sommer im Oktober beenden. Bis in die dritte Oktoberdekade bleiben die Temperaturen auf jeden Fall überdurchschnittlich. Doch bevor das angekündigte Sommerwochenende anbricht, gibt es bis Freitag noch Schauer und Gewitter. Die Luft ist mitunter schwül.

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