Seuchen:Kampf der Malaria

Vielleicht muss einer wie Bill Gates kommen, um es mit der Malaria aufzunehmen. Der Microsoft-Gründer geht mit 250 Millionen Dollar gegen die Seuche vor.

Christina Berndt

Der reichste Mann der Welt nimmt jetzt den Kampf gegen eine der schlimmsten Krankheiten auf. 258 Millionen Dollar will die "Bill and Melinda Gates Foundation" binnen fünf Jahren für Forschung auf dem Gebiet der Malaria ausgeben.

Bill Gates

Hat 28 Milliarden Dollar in seine Stiftung gesteckt: Bill Gates

(Foto: Foto: Reuters)

Sie sollen zu neuen Medikamenten und möglichst auch zu einem Impfstoff gegen die Tropenkrankheit führen, die jedes Jahr annähernd 500 Millionen Menschen befällt und eine Million davon tötet.

Für Malaria-Forscher bricht mit Gates" Engagement eine neue Zeit an. Obwohl sie sich mit einem der größten Leiden der Menschheit beschäftigen, wurde ihr Forschungsgebiet lange vernachlässigt.

Zu gering ist die Kaufkraft in jenen Ländern, in denen Arzneien und Impfstoffe benötigt werden. So wurden weltweit im ganzen Jahr 2004 gerade mal 323 Millionen Dollar für Malaria-Forschung ausgegeben - und damit weniger als 0,3 Prozent des Geldes, das insgesamt in Gesundheitsforschung fließt.

Seit Bill Gates und seine Frau Melinda vor fünf Jahren ihre Stiftung ins Leben riefen, hat sich die Entwicklungshilfe verändert.

"Für die Bekämpfung der großen Seuchen stehen jetzt Summen zur Verfügung, von denen wir früher nur träumen konnten", sagt Christoph Benn vom Globalen Fonds gegen Aids, Malaria und Tuberkulose.

Das Vermögen der Gates Foundation beträgt sagenhafte 28 Milliarden Dollar - etwa die Hälfte seines Privatvermögens hat der Microsoft-Gründer hineingesteckt.

Mit einem Jahresetat von 1,5 Milliarden Dollar kann die Stiftung sogar mehr Geld ausgeben als die Weltgesundheitsorganisation. Etwa jeder zweite Dollar in der Seuchenforschung kommt derzeit von dem Milliardär Gates, schätzt Benn.

Allerdings macht das nicht nur zufriedene Gesichter: Die etablierten Entwicklungshilfe-Organisationen betrachten mit Skepsis, dass die Forschung über die großen Infektionskrankheiten heute zum Großteil von einem amerikanischen Multimilliardär bestimmt wird.

Denn die Familie Gates entscheidet über die Vergabe ihres Geldes mitunter nach Kriterien, die zwar in der Computerbranche taugen mögen, nicht aber in der Seuchenforschung. "Die internationale Gemeinschaft kann da kaum noch gegensteuern", sagt Benn. So war heftig umstritten, dass die Gates Foundation ausgerechnet in Botswana ein Aids-Projekt begonnen hat - in einem der reichsten Länder Afrikas.

Dadurch wurden nicht nur bedürftigere Regionen vernachlässigt, sondern auch noch Ärzte aus den Nachbarländern abgeworben. Die Pläne für das Projekt stammten von der Unternehmensberatung McKinsey, die nicht berücksichtigt hatte, dass in Afrika ganz andere Voraussetzungen herrschen als in einem Industrieland.

Inzwischen hat Gates, der am Freitag 50 Jahre alt wurde, dazugelernt. Die Malaria-Initiative kommt genau zur richtigen Zeit: Der Erreger der Krankheit ist in vielen Teilen Afrikas gegen die alten und billigen Arzneien resistent geworden, sodass neue Mittel dringend erprobt und verbreitet werden müssen.

Zudem ist vor kurzem erstmals ein Impfstoff erfolgreich erprobt worden. Das Mittel muss nun in einer Studie vielen Menschen injiziert werden. Mit einer großen Finanzspritze geht das erheblich leichter.

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