Schweinegrippe-Infektionen:EU befürchtet dramatische Zunahme

Die EU rechnet im Herbst mit einem massiven Anstieg der Schweinegrippefälle auf mindestens eine Million - und fordert eine schnelle Schutzimpfung für Millionen Europäer.

Die Europäische Union erwartet im Herbst einen deutlichen Anstieg der Schweinegrippefälle. Die Zahl der Erkrankungen werde von jetzt etwa 24.000 auf mindestens eine Million steigen, sagte der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Europäischen Parlament, Jo Leinen, der Neuen Osnabrücker Zeitung. Auch mit einer Zunahme der Zahl der Todesfälle werde gerechnet.

Schweinegrippe-Infektionen: Die britische Gesundheitsbehörde informiert auf ihrer Webseite über den Umgang mit der Schweinegrippe.

Die britische Gesundheitsbehörde informiert auf ihrer Webseite über den Umgang mit der Schweinegrippe.

(Foto: Foto: dpa)

Leinen betonte, die Schätzung sei "sehr konservativ". Die Skala sei "nach oben offen und kein Land in der EU wird verschont bleiben." Sollte sich das H1N1-Virus im Herbst mit anderen Viren kombinieren, müsse auch mit einer Verschlimmerung des bislang recht milden Krankheitsverlaufs gerechnet werden. "Davor haben alle Experten derzeit die größte Sorge", sagte Leinen.

Grippe-Impfung statt Yoga-Kurs

150 Millionen Europäer sollten mit einem Impfstoff versorgt werden, forderte der Sozialdemokrat. "Wir sind sehr beunruhigt, dass die Hersteller des Impfstoffs uns immer wieder vertrösten." Das Serum scheine nun erst im November zur Verfügung zu stehen. "Das wäre definitiv zu spät. Wir brauchen den Impfstoff so schnell wie möglich."

Innerhalb der EU dürften Kosten von 2,5 bis drei Milliarden Euro allein für den Impfstoff entstehen. In der EU leben etwa 500 Millionen Menschen.

Unterdessen kritisiert Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) die Krankenkassen im Streit um die Schweinegrippe-Vorsorge, weil sie die Kosten der geplanten Massenimpfung nicht übernehmen wollen. "Der Bund wird mit einer Rechtsverordnung bestimmen, dass die Krankenkassen die Kosten tragen. Das wird wohl am 12. August im Bundeskabinett verabschiedet werden", sagte Söder der Welt am Sonntag.

"Impfungen sind grundsätzlich Kassenleistung und die Patienten zahlen hohe Beiträge, deswegen können sie auch entsprechende Leistungen erwarten." Die Kassen finanzierten derzeit Wellness-Angebote und Yoga-Kurse, sagte der CSU-Politiker. "Da muss es doch wohl möglich sein, auch einen Impfstoff zu finanzieren, der für die Patienten von wesentlich größerer Bedeutung ist."

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