Schwangerschaft:Schmerzmittel erhöhen Risiko für Fehlgeburten

Manche Schmerzmittel sollten während der Schwangerschaft gemieden werden, denn sie erhöhen das Risiko einer Fehlgeburt deutlich. Das gilt nicht nur für die Zeit nach der 20. Woche. Auch davor ist es besser, auf Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen zu verzichten.

Von Katrin Blawat

Die Schmerzmittel Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen können das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen, auch wenn sie in den ersten 20 Wochen der Schwangerschaft genommen werden.

ARZT PATIENT UNTERSUCHUNG

Die Schmerzmittel Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen verdoppeln offenbar das Risiko für eine Fehlgeburt.

(Foto: AP)

Zu diesem Schluss kommt eine im Canadian Medical Association Journal veröffentlichte Studie (online), in der die Forscher um Anick Bérard von der Universität Montreal 4700 Schwangere mit Fehlgeburten mit 47.000 Frauen mit problemlosen Schwangerschaften verglichen.

Von den Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten, hatten 352 Schmerzmittel innerhalb der ersten 20 Schwangerschaftswochen verschrieben bekommen, das entsprach 7,5 Prozent. Bei den Frauen ohne Fehlgeburt hatten 1213 (2,6 Prozent) ein entsprechendes Rezept erhalten.

Der Studie zufolge führen die Schmerzmittel im Durchschnitt zu einem mehr als doppelt so hohen Risiko für eine Fehlgeburt. Andere Faktoren, etwa eine Reihe chronischer Krankheiten, hatten die Forscher herausgerechnet. Das Risiko hing nicht mit der Dosis zusammen, variierte aber geringfügig zwischen den einzelnen Arzneien.

Am riskantesten erschien Diclofenac. Naproxen und Ibuprofen schienen etwas besser geeignet zu sein. Die Studie schloss auch die Wirkstoffe Rofecoxib und Celecoxib ein, von denen Schwangeren in Deutschland aber ausdrücklich abgeraten wird.

Das gleiche gilt für alle untersuchten Arzneien von der 30. Schwangerschaftswoche an. Für den Zeitraum davor waren frühere Studien - zum Teil wegen unterschiedlicher Methoden - zu widersprüchlichen Aussagen gekommen.

"Schwangere sollten Schmerzmittel nur nehmen, wenn es wirklich nötig ist", sagt Wolfgang Paulus, der das Institut für Reproduktionstoxikologie der Universität Ulm leitet. "Bei moderaten Schmerzen empfehle ich zunächst Paracetamol."

Wer stärkere Mittel braucht, für den seien Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen trotz des bekannten Risikos oft die beste Wahl. Laut Hersteller sind diese Mittel nur bei "strenger Indikationsstellung" angebracht. "Das heißt im Grunde, dass der Hersteller keine Verantwortung übernimmt, sondern sie allein beim Arzt und der Patientin liegt", sagt Paulus.

Paracetamol stand zwar zuletzt auch in der Kritik, Hodenhochstand zu fördern. Die entsprechenden Studien waren aber methodisch angreifbar. ASS (Aspirin) sollen Schwangere nicht gegen Schmerzen nehmen.

Zur SZ-Startseite
Neugeborene

SZ PlusPsychologie
:Kriegen gestresste Mütter eher Mädchen?

Körperliche und seelische Probleme werdender Mütter wirken sich auf die Schwangerschaft aus. Eine Folge: Die Frauen bringen weniger Söhne zur Welt.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: