Schlaf und Erinnerung:Lernhilfe Rosenduft

Gerüche können helfen, Gelerntes über Nacht zu vertiefen. Das zeigt eine Studie von Lübecker Hirnforschern.

Wenn Sie demnächst eine Prüfung oder einen Test bestehen wollen, dann versuchen Sie es doch einmal mit folgendem Trick:

Während Sie lernen, stellen Sie sich eine Duftlampe auf den Schreibtisch und lassen sich zum Beispiel den Geruch von Rosen um die Nase wehen.

Wenn Sie dann zu Bett gehen, sorgen Sie dafür, dass Sie den gleichen Duft erneut riechen.

Damit erhöhen Sie offenbar die Chance, das Gelernte über Nacht auch zu verinnerlichen

Darauf deutet eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Lübeck.

Die Forscher um Jan Born und Björn Rasch haben mit Hilfe von Rosenduft neue Hinweise darauf entdeckt, wie das "Lernen im Schlaf" funktioniert.

Die Forscher nutzten den Duft, um bei ihren Probanden im Schlaf Erinnerungen an Dinge zu wecken, die sie tagsüber bei eben diesem Geruch gelernt hatten.

Die unbewusste Erinnerung an das Gelernte stärkte das Gedächtnis der Versuchspersonen, schreiben Björn Rasch von der Universität Lübeck und seine Mitarbeiter im Journal Science (Bd. 315, S. 1426, 2007).

Die Versuchsergebnisse stützen die Hypothese, dass das Lernen im Schlaf auf einer unbewussten Wiederholung von neuem Wissen beruhe.

Dass sich im Schlaf Gelerntes verfestigt, ist seit längerem bekannt. Unklar war allerdings bislang, wie das genau funktioniert.

Rosenduft im Bett

Mit Hilfe des Rosendufts untersuchten die Forscher um Rasch die Abläufe im Gehirn nun genauer: Sie baten ihre Versuchsteilnehmer in einem mit dem Blumenduft erfülltem Raum die Position von 15 Kartenpaaren auf einem Computerbildschirm zu lernen.

Dann schickten die Forscher ihre Probanden zu Bett. Einem Teil von ihnen ließen die Wissenschaftler nun auch nachts den Blumenduft um die Nase wehen, und zwar in der Tiefschlafphase.

Am nächsten Morgen testeten die Forscher dann, wie viele Kartenpaare sich die Probanden gemerkt hatten. Die Rosenduft-Gruppe erinnerte sich an 97 Prozent, die Gruppe ohne Duft nur an 85 Prozent. 13 Prozent erscheinen auf den ersten Blick nicht viel - doch der Unterschied ist statistisch signifikant.

Durch die gezielte Reaktivierung der Erinnerungen mit Hilfe des Dufts hatten die Probanden also tatsächlich besser gelernt.

Und wenn es sich um die Punkte in einem Test gehandelt hätte, könnte so etwas den Unterschied zwischen ganzen Noten ausmachen.

Die Studie ist die erste, die belegt, wie ein Duft während des Schlafens auf das menschliche Gedächtnis wirkt.

In der so genannten REM-Schlafphase hingegen zeigte der Duft keine verstärkende Wirkung.

Erinnerungen an Tatsachen und Ereignisse, wie etwa die Position von Karten, werden im Hippocampus verarbeitet ­ und der wird besonders während der Tiefschlafphase aktiviert, schreiben die Wissenschaftler.

Frühere Studien hatten gezeigt, dass bestimmte Bereiche der Großhirnrinde, die an der Erstellung von Plänen beteiligt sind, während des Schlafes in Verbindung mit dem Hippocampus stehen, der die Erinnerungen kurzfristig speichert.

Born und seine Kollegen vermuteten nun, dass die Hirnrinde dem Hippocampus vermittelt, die selben Neuronen zu aktivieren, die bereits während der Informationsaufnahme im wachen Zustand gefeuert hatten.

Über diesen Prozess vertieft sich offenbar die Erinnerung an das Gelernte.

Der Geruchssinn ist direkter mit dem Hippocampus verbunden ist als unsere Augen und Ohren. Das könnte erklären, warum ein Duft Erinnerungen so effektiv auslösen kann.

Tatsächlich beobachteten die Lübecker Wissenschaftler mit Hilfe von Magnetresonanzaufnahmen des Gehirns eine steigende Aktivität im Hippocampus, sobald um die schlafenden Probanden der Duft der Rose verströmt wurde.

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