Saturnmond Titan:Mehr Brennstoffe als auf der Erde

Radarmessungen der Raumsonde Cassini zeigen, dass der Saturnmond Titan Hunderte Male mehr flüssige Kraftstoffe aufweist als alle Öl- und Gasreserven der Erde zusammen.

Immer wieder behandeln Science-Fiction-Romane das Thema: Auf fernen Himmelskörpern werden wertvolle Rohstoffe gefunden und ausgebeutet. Zumindest für den Saturnmond Titan trifft Ersteres tatsächlich zu.

Saturnmond Titan: Eine Radaraufnahme der Cassini-Raumsonde zeigt Seen in der Nähe des Titan-Nordpols.

Eine Radaraufnahme der Cassini-Raumsonde zeigt Seen in der Nähe des Titan-Nordpols.

(Foto: Foto: ESA)

Der Mond besitzt Hunderte Male mehr flüssige Kraftstoffe als alle Öl- und Gasreserven der Erde zusammen.

Das berichten die europäische Raumfahrtagentur Esa und die US-Raumfahrtbehörde Nasa nach Radarmessungen der Raumsonde Cassini.

Bei minus 179 Grad Celsius regneten dort Kohlenwasserstoffe - wie Methan und Ethan - vom Himmel und formten große Seen, beschrieb das Jet Propulsion Laboratory der Nasa in Pasadena, Kalifornien.

"Titan ist bedeckt von kohlenstoffhaltigem Material - er ist eine gigantische Kohlenstoff-Chemiefabrik", sagte Ralph Lorenz von der Johns-Hopkins-Universität, der die Auswertung der Radarmessungen geleitet hat.

Die Ergebnisse stellt sein Team in den Geophysical Research Letters (Bd. 35, L02206) vor. Das Radar der amerikanisch-europäischen Raumsonde hatte mehrere hundert Seen und große Dünengebiete auf dem Saturnmond aufgespürt, der sich in eine dichte Wolkendecke hüllt und damit direkten optischen Beobachtungen entzieht.

Außer den Seen bestehen auch die Dünen nach Annahmen der Forscher aus kohlenstoffhaltigem Material. Sie bedecken rund ein Fünftel der Mondoberfläche und übersteigen damit mehrere hundert Male die irdischen Kohlevorräte.

Dank der ausführlichen Radarmessungen lasse sich nun das Volumen der Kohlenstoffverbindungen auf dem Mond abschätzen: Die Methan- und Ethan-Seen enthalten demnach mehr als 30.000 Kubikkilometer flüssige Kohlenwasserstoffe - das entspricht dem anderthalbfachen Wasservolumen der Ostsee -, die Dünen mehr als 200.000 Kubikkilometer.

Anders als in Science-Fiction-Büchern oder -Filmen gibt es allerdings keine realistischen Aussichten auf eine Nutzung dieser Brennstoffvorräte für den Menschen - weder dort, noch auf der Erde. Jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Und außerdem versucht die Menschheit schließlich derzeit, sich von der Energieerzeugung unabhängig zu machen, bei der Kohlendioxid entsteht und das Klima angeheizt wird.

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