Rotes Kreuz zum Weltkatastrophentag:Mehr Katastrophen, mehr Diskriminierung

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Der Klimawandel lässt die Zahl der Naturunglücke stark steigen. Insgesamt haben 142 Millionen Menschen nach Angaben des Roten Kreuzes im vergangenen Jahr unter den Folgen leiden müssen. Und: Viele Opfer werden diskriminiert.

Durch den Klimawandel steigt nach Einschätzung der Rotkreuz- und Rothalbmondföderation (IFRC) auch die Zahl der Naturkatastrophen stark an. Allein in diesem Jahr seien es rund 500 gewesen, erklärte die Föderation (IFRC) bei der Vorlage des Weltkatastrophenberichtes am Donnerstag in Genf. Im Vorjahr waren es 427. Dies sei unter anderem eine Folge des Klimawandels, erklärte der Generalsekretär der Föderation, Markku Niskala. "Die Zahlen bestätigen den Trend der vergangenen Jahre." Im vergangenen Jahrzehnt (1997 bis 2006) stieg demnach die Zahl der Naturkatastrophen um 60 Prozent im Vergleich zu den zehn Jahren zuvor.

Flutopfer 100 Kilometer nördlich von Dhaka, Bangladesh, auf der Suche nach Arbeit. (Foto: Foto: AP)

Rund 142 Millionen Menschen waren Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zufolge im vergangenen Jahr von Naturkatastrophen betroffen, 24.000 davon kamen ums Leben. Zum Weltkatastrophentag teilte das DRK in Berlin mit, die Schadenssumme belaufe sich auf 34,5 Milliarden US-Dollar.

Der Weltkatastrophenbericht stützt sich auf Zahlen der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC).

DRK-Präsident Rudolf Seiters warnte, für Kinder, alte und behinderte Menschen sowie ethnische Minderheiten sei die Situation während und nach einer Katastrophe besonders kritisch, da sie zusätzlich häufig Opfer von Diskriminierung seien.

Selbst wenn diejenigen, die ganz außen am Rande der Gesellschaft stünden und am verwundbarsten seien, eine Überschwemmung, ein Erdbeben oder einen Wirbelsturm überlebten, seien sie noch nicht außer Gefahr. Denn oft würden sie in Wiederaufbauplänen übergangen. "Menschen sind für Diskriminierung verantwortlich und diese kann in einer Notlage für die Schwachen einer Gesellschaft tödlich sein", erklärte der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Rudolf Seiters.

Für eine effektive Katastrophenhilfe ohne Diskriminierung ist laut Seiters eine langfristige Entwicklungsarbeit und Katastrophenvorsorge erforderlich. "Diskriminierung bekämpft man am besten in Zeiten der Normalität", hieß es in dem Bericht.

Minderheiten würden aufgrund ihrer Nationalität, Rasse, oder ihrer Zugehörigkeit zu einer Kaste an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Als Beispiel nannte der Bericht die Situation der Roma nach den schweren Überschwemmungen in Rumänien 2005.

Das IFRC verwies zudem auf die Buraku, die am stärksten diskriminierte Bevölkerungsgruppe Japans, die nach dem Erdbeben im selben Jahr besonders zu leiden gehabt habe. Aber auch die Situation der Nomaden nach den Überschwemmungen in Südwest-Äthiopien im vergangenen Jahr sowie der Gastarbeiter im Libanon während des Kriegs mit Israel im Sommer 2006 wurden aufgegriffen.

Das Beispiel Bangladesch zeige, dass die vom Roten Kreuz unterstützte Vorbereitung auf zyklische Wirbelstürme seit 1996 deutliche Erfolge gebracht habe. So seien beim Zyklon Sidr in diesem Jahr 3.000 Menschen getötet worden. 1971 seien bei einem Zyklon vergleichbarer Stärke noch 141.000 Menschen ums Leben gekommen. Grundsätzlich müssten die Schwachen einer Gesellschaft in die Katastrophenvorsorge einbezogen werden, erklärte Seiters.

Aus früheren Rotkreuzberichten geht hervor, dass 2003 bei Katastrophen 76.000 Menschen starben, etwa drei Mal so viele wie im Jahr davor oder wie jetzt im vergangenen Jahr. Sie wurden Opfer der Hitzewelle in Europa, von Erdbeben, Hungersnöten, Flugzeugabstürzen und Unwettern. Die Hitzewelle in Europa kostete laut Bericht bis zu 35.000 Menschen das Leben, davon 15.000 allein in Frankreich. Bei dem Erdbeben in der südiranischen Stadt Bam im Dezember 2003 wurden allein 30.000 bis 40.000 Menschen getötet.

© AP/Reuters/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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