Ritterliche Insekten:Feldgrillen-Männchen opfern sich für Weibchen

Nähert sich ein Feind, dann lassen Feldgrillen-Männchen ihrer Partnerin den Vortritt in den schützenden Bau - auch wenn sie damit ihr eigenes Leben riskieren. Ganz uneigennützig ist das Verhalten der kleinen Kavaliere jedoch nicht.

Christian Weber

Manche Insekten-Männchen sind offenbar bereit, ihr Leben zu opfern, um einem zuvor befruchteten Weibchen eine sichere Flucht zu ermöglichen.

Das berichten Forscher um den Biologen Rolando Rodríguez-Muñoz von der University of Exeter, nachdem sie einige tausend Stunden lang mit Infrarot-Kameras das Liebesleben von Feldgrillen mitsamt der postkoitalen Phase in der Natur ausgespäht hatten (Current Biology, online).

Dabei fiel auf, dass die Männchen beim Nahen eines Feindes - etwa eines Vogels - den Weibchen den Vortritt in eine schützende Erdhöhle ließen, auch wenn sie damit ihre eigene Überlebenschance drastisch verringerten.

"Es sieht so aus, dass die Männchen tatsächlich warten, bis das Weibchen unter der Erde ist, bevor sie sich selber in Sicherheit bringen", erklärt Rodríguez-Muñoz. "Schützen scheint ihre höchste Priorität zu sein."

Die neue Studie widerspricht dem bisherigen Stand der Feldgrillen-Forschung. Aus Laborversuchen hatte man bislang geschlossen, dass die Männchen nur bei den Weibchen bleiben, um zu verhindern, dass diese sich vom Spermapaket befreien oder gar mit Rivalen paaren.

Doch auch das jetzt beobachtete, uneigennützig wirkende Verhalten könnte dem Männchen Vorteile bringen: Indem es länger beim Weibchen bleibt, erhält es mehr Gelegenheiten, sich zu paaren und Nachwuchs zu zeugen.

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