Risiko Mobiltelefon:Tod durch Handy-Explosion

Mobiltelefone, die explodieren, Laptops, die Feuer fangen - noch sind solche Ereignisse selten. Aber manchmal gehen sie tödlich aus.

Markus C. Schulte von Drach

Das ist ein Albtraum für jeden Handy-Benutzer: Das Mobiltelefon explodiert in der Hemdtasche. Genau das ist möglicherweise einem Südkoreaner passiert, der Mittwochmorgen tot an seinem Schreibtisch entdeckt wurde. Wie die Polizei feststellte, war der Akku des Geräts geschmolzen.

Risiko Mobiltelefon: Folgen eines Kurzschlusses: ein geschmolzener Akku.

Folgen eines Kurzschlusses: ein geschmolzener Akku.

(Foto: Foto: Stiftung Warentest)

"Wir nehmen an", so erklärte ein Polizist im Kreis Cheongwon nach Informationen der Nachrichtenagentur AP, "dass der Akku des Mobiltelefons explodiert ist." Ein Arzt, der die Leiche untersuchte, unterstützte die Annahme. Der Mann wies an der Brust Verbrennungen auf, Rippen und Wirbelsäule waren gebrochen, erklärte der Arzt einem Bericht der Nachrichtenagentur Yonhap zufolge.

Wie die Polizei laut AP sagte, stammte das Telefon von dem südkoreanischen Hersteller LG. Ein Mitarbeiter des Unternehmens hat inzwischen bestätigt, dass ein Produkt der Firma an dem Unfall beteiligt gewesen sei. Eine tödliche Explosion eines Handy-Akkus sei aber praktisch unmöglich.

Doch es ist nicht das erste Mal, dass ein Mensch bei einem solchen Unglück stirbt. Wie chinesische Medien im Juni berichtet hatten, war in der Provinz Guangdong ein Schweißer bei Arbeiten auf einer Baustelle gestorben, weil der Akku seines Mobiltelefons explodiert war. Die Wucht der Explosion hatte dem Mann eine Rippe gebrochen und in sein Herz gebohrt.

In diesem Fall war der Akku offenbar eine Fälschung gewesen. Die chinesische Regierung hatte den Verkauf von Handy-Akku-Nachbauten deshalb verboten.

Etwa 20 Fälle von Akku-Explosionen

Insgesamt sind inzwischen etwa 20 Fälle von Akku-Explosionen von Handys und Laptops mit mehreren Verletzten bekannt geworden. Und Hunderte Berichte gibt es über Akkus, die sich überhitzten, zu qualmen oder zu brennen anfingen. Sogar zwei amerikanische Frachtflugzeuge waren aufgrund von Akku-Kurzschlüssen in Brand geraten.

Explodiert sind bislang offenbar nur Lithium-Ionen-Akkus, bei denen der Kurzschluss-Schutz nicht funktioniert hatte. Nickel-Metallhydrid-Akkus dagegen können sich unter diesen Bedingungen überhitzen und Feuer auslösen.

Aus Sorge vor der Gefahr hatten verschiedene Unternehmen bereits in den letzten Jahren Millionen Laptops, Kameras und Batterien zurückgerufen, bei denen offenbar die Qualitätskontrolle versagt hatte.

Zwar ist die Zahl der Vorfälle angesichts der Verbreitung der Batterien noch relativ gering. Doch sie scheint zuzunehmen - was kein Wunder ist, da die Lithium-Ionen-Akkus aufgrund ihrer hohen Effizienz in der Kommunikations- und Unterhaltungselektronik auf dem Vormarsch sind. Auch in Digitalkameras, MP3- oder DVD-Playern werden sie inzwischen verwendet.

Auf der anderen Seite ist die Gefahr, die von ihnen ausgeht, schon seit der Einführung der Geräte bekannt.

Insbesondere wenn die Produkte während der Herstellung mit mikroskopisch kleinen Metallteilchen verunreinigt werden, besteht Gefahr. Geraten solche Partikel in die Membran zwischen den Energiezellen, können sie zwischen diesen einen Kontakt herstellen - vor allem, wenn die Geräte stark bewegt werden.

Dabei auftretende Kurzschlüsse können aufgrund der großen Energiemenge in den kleinen Akkus zu Überhitzung, Stichflammen und offenbar auch zu Explosionen führen. Und gerade bei gefälschten Akkus ist die mangelnde Qualitätskontrolle ein Risikofaktor.

Vorsicht nach dem Fall

Aber auch wenn ein Mobiltelefon oder ein Laptop herunterfällt, können Leiterbahnen oder Kontakte brechen, so dass die Gefahr von Kurzschlüssen droht.

Zwar gibt es dann normalerweise immer noch eine Schutzschaltung. Doch wenn diese versagt oder fehlt, wird es gefährlich. In solchen Fällen hat die Stiftung Warentest Temperaturen von bis zu 140 Grad gemessen - hoch genug, um Gehäuse schmelzen zu lassen und Brände auszulösen.

Es ist deshalb wichtig, ein Gerät nach einem solchen Vorfall beim Ladevorgang zu beobachten. Wenn der Akku sehr heiß wird oder sich das Gehäuse verformt, ist es höchste Zeit für Ersatz, empfiehlt etwa die Stiftung Warentest.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: