Rio:Wissenschaftler fordern Verschiebung von Olympia wegen Zika-Virus

Rio de Janeiro 2016 - Sambodromo

Logo der Olympischen Spiele in Rio 2016: Wissenschaftler raten zu einer Verlegung oder Verschiebung der Spiele - wegen Zika.

(Foto: dpa)
  • Die Olympischen Spiele können stattfinden wie geplant. Sie können aber auch verlegt werden - zeitlich oder räumlich.
  • Dafür sprechen sich nun mehr als 150 Wissenschaftler in einem offenen Brief aus.
  • Sie warnen vor den Gefahren des Virus Zika, das Schädelfehlbildungen bei Babys auslösen kann.

In einem offenen Brief haben mehr als 150 Gesundheitsexperten empfohlen, die Olympischen Spiele zu verlegen - entweder zeitlich oder räumlich.

"Es ist unethisch, ein Risiko einzugehen, nur für Spiele, die auch anderweitig stattfinden könnten", schreiben die Wissenschaftler an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. Die Sorge der Wissenschaftler gelte der globalen Gesundheit.

Schwere Schädelfehlbildungen bei Babys

Es müsse untersucht werden, ob eine Massenveranstaltung wie die Olympischen Spiele dazu führen könnten, die globale Ausbreitung des in Brasilien verbreiteten Virus zu beschleunigen. In Rio werden eine halbe Million Besucher erwartet.

Gerade für ärmere Gegenden der Welt, in denen sich das Virus momentan noch nicht verbreitet hat, könne das Leid sehr groß werden. Das Zika-Virus hat Afrika bereits erreicht.

Das in Brasilien verbreitete Zika-Virus kann unter anderem schwere Schädelfehlbildungen bei Babys auslösen.

Verfasst wurde der Brief unter anderem von Amir Attaran, der an der University of Ottawa lehrt. Attaran hatte bereits Anfang Mai in einem Beitrag des Harvard Public Health Review gewarnt. "Einfach gesagt ist die Ansteckung mit dem Zika-Virus gefährlicher, der Ausbruch in Brasilien umfassender als Wissenschaftler bislang gedacht haben."

WHO weist Bedenken zurück

Die WHO wies diese Bedenken zurück: Es bestehe keine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit, die die Vertagung oder Absage der Olympischen Spiele rechtfertige, teilte die Organisation in der Nacht zum Samstag mit. WHO-Chefin Margaret Chan betonte in einem Statement nach Erscheinen des Beitrags, dass die Organisation "zunehmend besorgt" sei angesichts des Zika-Virus. Die Empfehlung, die Spiele abzusagen oder zu verlegen, gab es aber nicht.

Der Aufruf der mehr als 150 Wissenschaftler soll den Druck nun erhöhen. Die WHO solle eine unabhängige Expertengruppe aufstellen, die das Internationale Olympische Komitee (IOC) zu den Risiken der Zika-Verbreitung beraten könne.

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