Reduzierung der Methan-Emissionen:Känguru-Steaks für das Klima

Rülpsende Rinder schädigen das Klima. Ein australischer Wissenschaftler schlägt daher vor: Weniger Rind- und dafür mehr Kängurufleisch auf die Teller!

Berit Uhlmann

Alle vierzig Sekunden rülpst eine Kuh - und entlässt dabei Methangas in die Atmosphäre. 15 Prozent der gesamten Methanemissionen entstammen mittlerweile den Mägen von Nutztieren. Wissenschaftler wissen längst, dass das Treibhausgas Methan rund 23-mal stärker zur Erderwärmung beiträgt, als das verteufelte Kohlendioxid. Die Rinderrülpser sind zum Problem geworden.

Reduzierung der Methan-Emissionen: Kängurus gelten in Teilen Australiens längst als Plage.

Kängurus gelten in Teilen Australiens längst als Plage.

(Foto: Foto: dpa)

Nun legt der australischer Ökologe George Wilson einen radikalen Lösungsansatz vor: Die Rinder und Schafe sollen weitgehend aus der Fleischproduktion verschwinden - und durch Kängurus ersetzt werden.

Seinen Vorstoß begründet er in der Zeitschrift Conservation Letters mit zwei entscheidenden Eigenschaften der Beuteltiere: Dank anderer Mikroorganismen im Verdauungstakt bauen Kängurus Pflanzen ohne nennenswerten Methanausstoß ab. Außerdem sind sie promiskuitiv, so Wilson. Das heißt, sie vermehren sich schnell - und zwar so schnell, dass in Teilen Australiens längst eine Känguru-Plage herrscht. Indem die Pflanzenfresser große Gebiete abgrasen, tragen sie zur Bodenerosion bei und berauben kleinere Tiere wie Eidechsen ihres Lebensraums. Offensichtlich wurde das Problem spätestens, als im vergangenen Winter Tausende hungrige Beuteltiere vor der Hauptstadt Canberra auftauchten.

Die Armee ist mittlerweile dazu übergegangen, die Tiere zu keulen. Unsinnig findet der Wissenschaftler Wilson das Vorgehen. Denn das Fleisch der Tiere könne ebenso gut verzehrt und ihre strapazierfähige Haut zu Leder verarbeitet werden.

Wilson rechnet daher in einer Art Dreizehn-Jahres-Plan vor: Würde man die Zahl der Rinder auf eine halbe Million und die der Schafe auf 2,7 Millionen reduzieren, bräuchte man auf der anderen Seite 175 Millionen Kängurus - rund fünfmal mehr, als es jetzt schon gibt. Das Ergebnis wäre die gleiche Fleischausbeute, aber 16 Megatonnen Methan weniger in der Atmosphäre. Australien würde damit seine Methanemissionen um drei Prozent senken.

Der Ökologe räumt allerdings ein, dass der raschen Umsetzung seine Plans einige Probleme gegenüberstehen dürften. Zum einen praktischer Art: Kängurus sollten sich seiner Ansicht nach weiterhin frei bewegen können. Damit wird es für die Farmer jedoch schwierig, ihre eigenen Tiere zu identifizieren. Eine Lösung könnten große Kooperativen sein, schlägt Wilson vor.

Schwerwiegender sind womöglich die kulturellen und sozialen Bedenken. Kängurus gelten als ein nationales Symbol Australiens. Will man so etwas essen? Ja, meint der Ökologe und verweist darauf, dass anderswo auch symbolträchtige Tiere im Kochtopf landen: der Bison in Nordamerika beispielsweise oder der Springbock, der in Südafrika zugleich das Wappen des Landes ziert.

Eine Antwort bleibt der Australier allerdings dem Rest der Welt schuldig: Ob die Tiere, die er ihrer famosen Verdauung wegen so anpreist, auch für die menschliche Verdauung auf Dauer schmackhaft und bekömmlich sind.

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