Recycling:Ich war eine Flasche

Israeli Plastic Recycling Plant

Pellets aus Kunststoff in einer Recycling-Fabrik in Israel.

(Foto: David Silverman/Getty Images)

Wenn aus alten PET-Flaschen neue Produkte hergestellt werden, habe die meist eine kurzes Leben. Das soll sich ändern.

Von Andrea Hoferichter

Der Kunststoff Polyethylenterephthalat (PET) gilt als Vorzeigekunststoff in Sachen Recyclingfähigkeit. Aus alten PET-Flaschen können Fasern für Fleece-Pullover und Outdoor-Jacken oder auch neue Flaschen werden. Allerdings haben diese Recyclingprodukte in der Regel wieder nur ein kurzes Leben. Das mittelständische Unternehmen Easicomp in Sembach sowie Forscher des Darmstädter Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit (LBF) wollen deshalb Alt-PET mit Glasfasern zu langlebigeren Materialien aufpeppen, beispielsweise für Motorlager oder Montageträger. Die möglichen Umweltvorteile werden derzeit vom Öko-Institut in Freiburg geprüft, dem dritten Partner in dem Projekt, das vom Bundesforschungsministerium gefördert wird.

"Es geht uns um ein Upcycling", sagt Frank Schönberger vom LBF. Das PET-Rezyklat, welches mit sogenannten Langglasfasern (die Längen liegen im Millimeter- bis Zentimeterbereich) verstärkt wird, könne gleich mit mehreren Vorteilen punkten. "Es ist umweltfreundlicher und preisgünstiger als kurzglasfaserverstärktes Polyamid, das für die anvisierten Bauteile üblicherweise eingesetzt wird", sagt der Forscher. Und es habe bessere physikalische Eigenschaften. Ein entsprechendes PET-Bauteil quelle bei hoher Luftfeuchtigkeit weniger stark auf und bleibe auch bei schwankenden Temperaturen besser in Form.

Ausgangsmaterial für das neue Verfahren sind Schnipsel aus Alt-PET. Diese "Flakes" werden bei Easicomp in nur einer Anlage geschmolzen, mit Zusatzstoffen versehen und mit den genannten Glasfasern verstärkt. "Im Vergleich zu einem mehrstufigen Prozess spart das viel Energie und Kosten", betont Schönberger.

Mit dem Projekt soll gezeigt werden, dass das Produkt alle erforderlichen Industriestandards erfüllt. Auch die Ökobilanz gilt es noch zu prüfen. Schon jetzt sei klar, dass das Treibhauspotenzial von PET etwa zwei Drittel geringer als jenes von Polyamid sei, selbst für Neuware, berichtet Andreas Köhler vom Öko-Institut. Werde Rezyklat eingesetzt, falle die Bilanz noch günstiger aus. "Genau berechnen können wir das allerdings erst, wenn der Prozess steht", räumt er ein. Das Treibhauspotenzial bezeichnet den möglichen Beitrag eines Materials zur Klimaerwärmung, etwa durch Kohlendioxidemissionen, die bei Herstellung und Verbrennung entstehen können.

Zurzeit arbeiten die Projektpartner mit Flakes aus dem Recycling alter Flaschen. Es soll aber auch gebrauchtes PET aus anderen Quellen getestet werden, zum Beispiel Folien oder Palettenbänder. Diese werden derzeit meistens zusammen mit anderen Kunststoffen gesammelt und verbrannt. Um sie nutzbar zu machen, müssten Recyclingfirmen ihre Trennverfahren verbessern. "Da wollen wir jetzt etwas anstoßen und die nötige Nachfrage schaffen", erklärt Köhler.

Ob am Ende auch die Autoteile aus glasfaserverstärktem Alt-PET wieder recycelt werden können, ist unklar. "Da würde ich zurzeit ein großes Fragezeichen setzen", sagt der Umweltfachmann. Ideal wäre, man würde die entsprechenden Bauteile nochmals einsetzen. Doch die Wiederverwendung von Altautokomponenten ist noch ein ganz eigenes Forschungsthema.

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