Psychologie:Es knirscht

Psychologie: Schlürfen, Schmatzen, Zähneklappern: Essgeräusche machen Misophoniker aggressiv - dabei ist nicht egal, von wem die Laute kommen.

Schlürfen, Schmatzen, Zähneklappern: Essgeräusche machen Misophoniker aggressiv - dabei ist nicht egal, von wem die Laute kommen.

(Foto: imago)

Misophoniker können es nicht ertragen, wenn andere Menschen kauen, mit den Fingern trommeln oder auch nur atmen. Die Ursache des Phänomens liegt meist in der Kindheit.

Von Nadine Zeller

Er kaut den Kartoffelbrei wie ein Stück Steak. Die Zähne klacken mit jeder Kieferbewegung. Sie starrt ihn an. Muss das sein? Die meisten Menschen würden das Geräusch gar nicht wahrnehmen. Aber sie ist genervt. Forscher nennen das Misophonie, Hass auf Geräusche. Den einen treibt ein Schmatzen in den Wahnsinn, den anderen das hektische Tastaturgeklimper des Kollegen. Es gibt sogar Menschen, die von diesen Geräuschen so aggressiv werden, dass sie mit anderen nicht mehr gemeinsam am Esstisch sitzen können oder das Büro wechseln müssen. Das amerikanische Neurowissenschaftler-Ehepaar Pawel und Margaret Jastreboff hat sich schon in den 1990er Jahren mit dem Phänomen auseinandergesetzt und ihm seinen Namen gegeben. Die beiden Forscher nehmen an, dass der Misophonie eine Nervenkrankheit zu Grunde liegt. Ihrer Meinung nach handelt es sich um eine selektive Geräuschintoleranz, die nichts mit der Lautstärke oder der Frequenz zu tun hat. Aber viel mehr ist bis heute nicht bekannt. Es gibt kaum Studien zur Misophonie. Unklar ist unter anderem, ob man überhaupt von einer Krankheit sprechen kann. Thomas Steffens von der Charité in Berlin ist eher skeptisch. "Es besteht die Gefahr, dass man normale Missempfindungen pathologisiert", sagt der Mediziner und Audiologe.

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