Psychologie:Die Stimmung bestimmt das Urteil

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Nur Akten und Fakten zählen? Leider nein, denn Juristen sind ebenso empfänglich für kognitive Verzerrungen wie die meisten Laien auch. (Foto: Illustration Jessy Asmus/SZ)

Müdigkeit, Ärger und Hunger beeinflussen das Verhalten. Besonders klar lässt sich das bei Richtern beobachten, die nach dem Essen milder urteilen. Aber auch Eltern, Lehrer und Chefs sind strenger, wenn sie unausgeschlafen sind.

Von Sebastian Herrmann

Auch für Angeklagte vor Gericht gilt: Gute Terminplanung macht die halbe Miete aus. In diesem Sinne, wer sich 2017 vor einem Richter zu verantworten hat, sollte versuchen, dass die Verhandlung nicht am Montag, 27. März, angesetzt wird. Denn am Sonntag davor steht die Zeitumstellung an - um zwei Uhr nachts werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Diese 60 im Nichts verpufften Minuten fehlen, und so leiden am Tag danach mehr Menschen an einem kleinen Schlafdefizit als üblich. Sozialwissenschaftler um Kyoungmin Cho von der Universität Washington haben nun jüngst im Fachblatt Psychological Science gezeigt, dass Richter an den Montagen nach der alljährlichen Umstellung von der Winter- auf die Sommerzeit im Schnitt härtere Urteile fällen als sonst. Vermutlich liege das daran, dass sie ein wenig schlechter ausgeruht als sonst sind und sich dies auf die kognitiven Ressourcen der Juristen auswirkt.

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