Doof sind immer nur die Anderen. Ebenso abhängig wie erwartbar in ihren Entscheidungen, geknechtet von äußeren Einflüssen. Man selbst hingegen, schon klar, steuert unbeeindruckt durch alle Fährnisse des Lebens und gehorcht nur dem eigenen Kompass.
Deswegen denkt jeder, sein freier Wille sei stärker als derjenige der anderen, wie die Psychologen Emily Pronin und Matthew Kugler von der Princeton University in den Proceedings of the National Academy of Sciences (online) beschreiben.
In einem Versuch sollten 50 Princeton-Studenten beurteilen, in welchem Maße ihre Entscheidung für diese Universität, die Beendigung ihrer letzten Liebesbeziehung oder die Wahl ihres Hauptfaches vorhersehbar waren und inwiefern ihre weitere Karriere, ihr zukünftiger Ehepartner und der Landesteil, in dem sie später leben werden erwartbar sind. Sie konnten dies für sich oder für ihre Studienkollegen bewerten.
Einen ähnlichen Test beantworteten auch Mitarbeiter in Pizzerien. Diesmal ging es um den zukünftigen Wohnort und Arbeitsplatz und wie sich in zehn Jahren wohl ihr Lebensstil verändert haben würde. In weiteren Befragungen von Princeton-Absolventen ging es um die wünschenswerte Entwicklung mit einem ebenso aufregenden wie sinnvollen Job, tollen Freunden und einem schönen Haus - oder dem Gegenteil davon.
In allen Bereichen trauten sich die Probanden selbst mehr zu als ihren Kollegen: Ihre Entscheidungen seien weniger vorhersehbar, ihnen standen und stünden mehr Möglichkeiten offen und ihre Zukunft würde - anders als bei den anderen - fast ausschließlich von den eigenen Wünschen und Absichten bestimmt.
"Es ist unklar, ob die Menschen ihren eigenen freien Willen überschätzen oder den der Anderen kleinreden", sagen die Autoren.
Die Überbewertung der eigenen Unabhängigkeit zeigt mustergültig schon Monty Pythons "Das Leben des Brian" (1979). In dem Film will der unfreiwillig als Messias verehrte Brian seine Anhänger loswerden und sagt ihnen: "Es ist völlig unnötig, einem Menschen zu folgen, den ihr nicht mal kennt. Ihr müsst nur an euch selbst denken. Ihr seid doch alle Individuen."
Die Menge schreit ihm daraufhin unisono entgegen: "Ja! Wir sind alle Individuen!"