Psychologie im Supermarkt:Biertrinker hinten anstellen

Vom Bundestag an die Supermarkt-Kasse

Warten an der Kasse: Käufer einer Wasserflasche werden eher vorgelassen als Käufer einer Bierflasche.

(Foto: Michael Reichel/pa)

Nach welchen Kriterien entscheiden Kunden, ob sie andere an der Supermarktkasse vorlassen? Die Ware, die gekauft wird, spielt wohl eine große Rolle.

Von Jan Hellmut Schwenkenbecher

Niemand lässt einen vor in der Schlange an der Kasse im Supermarkt, obwohl nur ein Artikel zu bezahlen ist? Vielleicht ist es einfach die falsche Ware. Das legt eine Studie von Florian Lange und Frank Eggert von der Technischen Universität Braunschweig im Fachjournal Human Nature nahe. Die Psychologen schickten Testpersonen insgesamt 120 Mal los, um in einem Supermarkt entweder eine Flasche Wasser oder ein Bier zu kaufen.

Die Wartenden in den Kassenschlangen ließen die Testperson in 38 Prozent der Fälle vor, ohne dass diese danach fragten. Doch mit einer Flasche Wasser in der Hand war die Wahrscheinlichkeit dafür wesentlich größer als mit einem Bier. Biertrinker würden wahrscheinlich als unmoralischer und verantwortungsloser wahrgenommen, argumentieren die Psychologen. Das beeinflusse die Bereitschaft, fremde Personen an der Kasse vorzulassen.

Neben dem Produkt in der Hand der Testperson kam es auch auf die Artikel der Wartenden an. Je voller deren Einkaufswagen war, desto eher ließen sie die Tester vor. Eine Kosten-Nutzen-Analyse: Je größer die gesparte Zeit der Testperson gegenüber der zusätzlichen eigenen Wartezeit war, desto eher ließen die Kunden die Tester vor. Und das, obwohl sie selbst keinen direkten Nutzen davon hatten.

Dabei handele es sich um indirekte Reziprozität, erklären die Wissenschaftler. Jemanden vorzulassen steigere einerseits den guten Ruf des Wohltäters, andererseits aber auch die zukünftige Hilfsbereitschaft der vorgelassenen Person gegenüber Dritten. Ein Nutzen für die gesamte Gesellschaft.

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