Primaten in Südamerika:Affen auf großer Überfahrt

Primaten in Südamerika: Die Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) leben in Mittel- und Südamerika

Die Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) leben in Mittel- und Südamerika

(Foto: Ruben Undheim/CC by SA/Flickr)

Vor dem Menschen betraten schon andere Primaten den amerikanischen Kontinent, und das wohl zehn Millionen Jahre früher als gedacht. Doch wie schafften es die Affen von Afrika aus über den Atlantik?

Von Hubert Filser

Es ist nur ein winziger Backenzahn, 3,5 Millimeter groß, 2,6 Millimeter im Durchmesser, den Forscher im Osten Perus in der Region Ucayali entdeckt haben. Doch er datiert die Ankunft von Primaten auf dem südamerikanischen Subkontinent um gut 10 Millionen Jahre zurück, wie das Team um den argentinischen Paläontologen Mariano Bond in Nature schreibt. Sehr kleine, vermutlich nur gut 100 Gramm schwere Äffchen besiedelten demnach vor 36 Millionen Jahren Südamerika.

Bislang war der Ursprung der Neuwelt-Affen - zu denen auch die Totenkopfäffchen im Bild zählen - für die Forscher ein Rätsel. Doch da sich die neu entdeckte Art Perupithecus ucayaliensis von allen bekannten Neuwelt-Affen unterscheidet und eher nordafrikanischen Affen ähnelt, gehen die Forscher davon aus, dass beide Arten einen gemeinsamen Ursprung in Afrika hatten. Dort gibt es viele Fossilienfunde aus der Frühphase der Primaten.

Auf Treibholz nach Amerika?

Die Erkenntnis wirft aber gleichzeitig die Frage auf, wie die winzigen Säugetiere den Atlantik überquert haben könnten. Denn im Eozän waren die Kontinente längst getrennt. Möglicherweise seien die kleinen Primaten auf Treibholzansammlungen mit der Meeresströmung Richtung Westen getrieben, sagen die Forscher. Der kanadische Anthropologe Alain Houle hatte vor Jahren berechnet, dass die Passage vor rund 40 Millionen Jahre knapp elf Tage dauerte. Nur kleinste Säugetiere konnten so lange ohne Nahrung und Wasser überlegen, er gab deren maximale Überlebenszeit mit 15 Tagen an.

All dies sind nur Hypothesen. Klar ist, dass das Eozän in der Klimageschichte der Erde eine eher warme Periode markierte, die Pole und auch Grönland waren komplett eisfrei. Damals haben sich die Säugetiere aufgrund der klimatischen Bedingungen enorm schnell weiterentwickelt, hier sind auch die Unterordnungen der Primaten und Nagetiere wohl erst entstanden, jedenfalls nimmt ihre Zahl im Eozän deutlich zu. Auch in diesem Kontext ist der peruanische Fund interessant.

Vor kurzem sind nahe dem Fundort am Ucayali-Fluss auch die mit 41 Millionen Jahren bisher ältesten Zähne eines Nagetiers entdeckt worden. Auch sie weisen, wie die Zähne der Neuwelt-Affen, Ähnlichkeiten mit afrikanischen Verwandten auf. Möglicherweise sind beide Spezies auf demselben Weg nach Südamerika gelangt.

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