Planetenforschung:Der Mars war womöglich kälter als gedacht

Der Mars war womöglich nie warm und feucht, wie viele Wissenschaftler annehmen. Stattdessen könnte ihn ein dicker Eispanzer bedeckt haben, unter dem nur gelegentlich Wasser floss. Falls das stimmt, wäre es ein Dämpfer für die Forschung.

Von Robert Gast

Der Mars hat womöglich niemals die Voraussetzungen für die Entwicklung von Leben erfüllt. Statt warm und nass sei der Nachbarplanet vor drei bis vier Milliarden Jahren vermutlich von Eis bedeckt gewesen, schreibt ein amerikanisches Forscherteam um Robin Wordsworth von der Harvard University in einem Aufsatz, den das Fachmagazin Journal of Geophysical Research - Planets zur Veröffentlichung akzeptiert hat.

Bisher nahmen Wissenschaftler an, dass es auf dem Mars in Urzeiten deutlich wärmer war als heute, wo fast immer Minusgrade herrschen. Ausgetrocknete Flussbetten und Täler sowie Sediment-Untersuchungen der Nasa-Rover zeugen davon, dass auf dem Roten Planeten einst Wasser geflossen sein muss.

Das Team um Wordsworth hat aber mit Hilfe von verbesserten Computersimulationen untersucht, was für ein Klima in Urzeiten auf dem Mars geherrscht haben müsste, um seine zerfurchte Oberfläche zu erklären. Demnach lassen sich Flussbetten und Senken besser erklären, wenn der Mars von einer Eisdecke bedeckt war. Diesem Szenario zufolge schmolzen immer wieder Teile des Panzers vorübergehend bei Vulkanausbrüchen und Meteoriteneinschlägen, wodurch sich unter dem Eis Flussrinnen bildeten.

In den vergangenen Jahren kamen auch andere Studien zu dem Ergebnis, dass der Mars weniger lebensfreundlich gewesen sein könnte als vermutet. 2011 konnten Forscher in Nature zeigen, dass Marsgestein nicht deshalb zu Tonmineralen verwitterte, weil es dort einst regnete - sondern weil das Gestein lange mit unterirdischem Wasser in Kontakt stand. Ein ewig frostiger Ur-Mars wäre ein Rückschlag für die Erforschung des Planeten. Marsmissionen werden oft damit gerechtfertigt, dass sie nach Spuren von Leben suchen.

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