Parasit:Ein Pilz, viele Opfer

Ein Parasit der weltweit Amphibien tötet, infiziert nun auch Flusskrebse. Damit überlebt er auch in jenen Regionen, in denen er seine ursprünglichen Wirte bereits ausgerottet hat.

Ein Pilz, der als einer der Hauptgründe für das weltweite Amphibiensterben gilt, kann offenbar auch Flusskrebse infizieren und sich über diese verbreiten. Das lassen Feldstudien in Louisiana und Colorado sowie Laborexperimente eines Teams um Taegan McMahon von der University of South Florida vermuten (PNAS, online).

Bislang hatten viele Forscher angenommen, der Pilz habe sich auf Amphibien spezialisiert. Dabei blieb allerdings rätselhaft, warum er es sich leisten kann, die Existenz vieler seiner Wirtsspezies zu bedrohen oder gar zu vernichten. Schließlich brauchen Parasiten die fremde Art für ihr eigenes Überleben.

Der Pilz Batrachochytrium dendrobatidis aber umgeht dieses Dilemma, indem er sein Wirtsspektrum erweitert hat. In Gewässern in Louisiana und Colorado entdeckten die Forscher Spuren des Pilzes im Verdauungstrakt von Flusskrebsen. Bis zu knapp 30 Prozent aller Flusskrebse in den untersuchten Gebieten könnten infiziert sein, schreiben die Autoren.

In Laborexperimenten dauerten die Pilz-Infektionen bei den Krebsen bis zu drei Monate an. Die Ergebnisse könnten erklären, warum der Pilz auch in Regionen überleben kann, wo er die Amphibien bereits ausgerottet hat.

Zwar hatten schon zuvor andere Forscher berichtet, der Pilz wachse im Labor auch auf isoliertem Tiergewebe. Dabei war aber offen geblieben, ob sich der Parasit auch gegen das Immunsystem eines lebenden Wirtes durchsetzen kann. Die Biologen haben nun noch eine weitere Strategie des Pilzes enttarnt. Offenbar gibt er Giftstoffe ins Wasser ab, die Krebse sogar erkranken lassen, wenn diese nicht infiziert sind. Menschen hingegen schadet der Pilz nach bisherigem Wissen auch dann nicht, wenn sie infizierte Frösche essen, wie es in einigen Erdteilen üblich ist.

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