Paläontologie:Die Wärme des Wollmammuts

Ein deutsch-amerikanisches Forscherteam hat die Körpertemperatur einiger ausgestorbener Tiere bestimmt. Nun hoffen sie, dass ihnen dies auch bei Dinosauriern gelingt.

Markus C. Schulte von Drach

Wissenschaftlern aus Deutschland und den USA ist es gelungen, Hinweise auf die Körpertemperatur bereits ausgestorbener Tiere zu finden.

Eiszeit-Mammuts suchten in Südspanien Nahrung

Ein Mammut auf einem Gemälde von K. K. Flerov. Ein Forscherteam aus Deutschland und den USA hat die Körpertemperatur dieser Tiere bestimmt.

(Foto: dpa)

Bislang haben die Forscher um Robert Eagle vom California Institute of Technology in Pasadena, USA, und Thomas Tütken von der Universität Bonn die Werte für zwei 30.000 Jahre alte Mammuts sowie für zwölf Millionen Jahre alte Nashorn- und Alligatoren-Fossilien bestimmt.

Nun hoffen sie, mit ihrer Methode herauszufinden, welche Körpertemperatur Dinosaurier hatten. Bis heute wird diskutiert, ob diese Tiere in der Lage waren, ihre Körpertemperatur zu regulieren - ob sie warmblütig waren - oder wie heutige Reptilien wechselwarm waren.

Die Forscher analysierten die Zusammensetzung des Karbonats im Zahnschmelz. Karbonat enthält Kohlenstoff und Sauerstoff. Von diesen Elementen gibt es unterschiedliche Varianten, die Isotope. Und je kälter es bei der Bildung des Zahnschmelzes ist, umso öfter treten die schweren Isotope zusammen auf.

So warm wie ein Indischer Elefant

"Indem wir messen, wie häufig sich die schweren Isotope im Karbonat zusammen finden, können wir die Körpertemperatur auf plus/minus zwei Grad genau bestimmen", erklärt Tütken. Um ihr "Thermometer" zu kalibrieren, analysierten die Wissenschaftler zuerst den Zahnschmelz einiger heute lebender Wirbeltiere, darunter der Indische Elefant, das Breitmaulnashorn, das Nilkrokodil und der Mississippi-Alligator.

Wie sie in den Proceedings of the National Academy of Sciences berichten, kamen sie für ein Wollmammut, dessen Fossilien am Rhein entdeckt worden waren, auf 39,1 Grad, beim zweiten Tier, das in der Gegend der heutigen Nordsee gelebt hatte, waren es 36,8 Grad. Die Werte lagen dicht bei den 36,9 Grad Celsius des Indischen Elefanten.

Für die Körpertemperatur des Urzeit-Nashorns kamen die Wissenschaftler auf 36,6 Grad, was der Körpertemperatur ihrer modernen Nachfahren entspricht. Und die fossilen Alligatorzähne deuteten auf eine Körpertemperatur von 30,4 Grad hin - was leicht über derjenigen heutiger Alligatoren und Krokodile liegt.

Erste Daten zu Dinos

Auch Dinosaurierzähne haben die Forscher inzwischen untersucht. Die Tiere sind jedoch bereits vor 65 Millionen Jahren ausgestorben. Da Knochen und Zahnschmelz durch den Fossilisationsprozess verändert werden, besteht das Risiko, dass die Isotopenverhältnisse in den Fossilien nach so langer Zeit mehr über die Umgebung aussagen, in der sie versteinert sind, als über die Tiere selbst.

Geochemiker bestimmen die Koerpertemperatur von Mammuts

Thomas Tütken mit dem rund 30.000 Jahre alten Backenzahn eines Mammuts.

(Foto: Universität Bonn)

Die Wissenschaftler nehmen die Herausforderung jedoch an. "Wir haben inzwischen erste Dinosaurierzähne untersucht und eine ähnliche Körpertemperatur wie bei heutigen Säugern gefunden", erklärt Tütken. "Allerdings müssen wir noch überprüfen, wie verlässlich diese Daten sind."

Sollte es tatsächlich gelingen, die Körpertemperatur der Dinosaurier zu bestimmen, so gäbe dies vielleicht auch Aufschluss über die Evolution der Warmblütigkeit von Vögeln und Säugern. Und da die Körpertemperatur von Fischen und Haien von der Wassertemperatur bestimmt wird, hoffen die Wissenschaftler, über Fossilien solcher Tiere Informationen über die Temperaturverhältnisse in den Ur-Ozeanen zu erhalten.

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