Pädagogik:Per Fingerzeig zum Mathe-Verständnis

Mathematik-Unterricht an einer Münchner Schule: Gesten helfen zu verstehen. (Foto: Robert Haas)

Wie lehrt man Mathematik am besten? Hilfreich ist eine uralte pädagogische Methode, wie US-Forscher gezeigt haben.

Pädagogen und Lernforscher streiten gerne darüber, wie man Schülern am besten mathematische Kenntnisse vermittelt. Sollten die Lehrbeispiele aus dem realen Leben stammen, oder könnte der Einsatz moderner digitaler Wandtafeln die Leistungen verbessern?

In der Fachzeitschrift Child Development (online) empfehlen nun Forscher um die Psychologin Kimberly Fenn von der Michigan State University ein ziemlich altes, aber offenbar immer noch hilfreiches Lehrmittel - den verstärkten Einsatz der eigenen Hände. Mit anderen Worten: Lehrer sollten beim Unterricht mehr gestikulieren.

Ihre These überprüften die Forscher an 184 Grundschülern aus Michigan. Der Hälfte von ihnen wurden Videos gezeigt, in denen Lehrer allein mit sprachlichen Mitteln ein mathematisches Problem erläuterten. Die zweite Hälfte sah Videos, in denen die Lehrer das gleiche Problem vortrugen, dabei aber ihre Argumente mit Gesten unterstrichen. In dem Unterricht ging es um simple mathematische Gleichungen, etwa: 4+5+7=x+7. Wie bestimmt man x? In der zweiten Gruppe nutzte der Lehrer zum Beispiel linke und rechte Hand, um die beiden Seiten der Gleichung zu benennen.

Die simple Maßnahme zeigte deutliche Effekte: In einem Test nach der Video-Vorführung erzielte die Gesten-Gruppe bessere Ergebnisse als die Sprachgruppe. Der Effekt der Gesten war in einem weiteren Test nach 24 Stunden sogar noch ausgeprägter. So überraschend dieses Ergebnis auf den ersten Blick erscheint, passt es doch zu modernen Theorien über den evolutionären Ursprung der menschlichen Sprache. Auch diese haben sich aus Mimik und Gesten entwickelt; kein Wunder, dass Schüler Fingerzeige stark beachten.

© SZ vom 02.04.2013/cwb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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