Ozeanografie:Unterwassermikroskop zeigt Korallen beim Küssen

Ozeanografie: Na schau: Zwei Liebende!

Na schau: Zwei Liebende!

(Foto: Jaffe Laboratory for Underwater Imaging, UC San Diego)

Am Meeresboden wird gelebt, geliebt und gekämpft - doch kein Mensch schaut hin. Das wird sich jetzt ändern.

Von Christian Weber

Im Ozean wird gelebt, geliebt und gekämpft, doch kein Mensch schaut hin, vor allem dann nicht, wenn es um das Treiben von Mikroorganismen geht. Zwar werden seit Langem Proben mariner Ökosysteme im Labor untersucht, doch dort sind sie ihrer natürlichen Umgebung entrissen. Um das Problem zu lösen, haben Forscher der Scripps Institution of Oceanography an der University of California, San Diego, ein mobiles Unterwassermikroskop entwickelt, das fast bis in den Mikrometer-Bereich auflösen kann.

Dieses Benthic Underwater Microscope (BUM) getaufte Gerät besteht aus einer starken, flexiblen Vergrößerungslinse, einem Kranz von LED-Lämpchen sowie einer digitalen Bildverarbeitungseinheit. "Es steht für einen neuen Trend in der Ozeanforschung", sagt Tali Treibitz, einer der Konstrukteure. "Man bringt das Labor in den Ozean, nicht mehr den Ozean ins Labor." Über erste neue Einsichten berichten die Forscher im Fachmagazin Nature Communications.

So konnten sie im Roten Meer Mini-Korallen beim Revierkampf beobachten. Sie werfen dabei Fäden aus, die wiederum giftige Enzyme absondern, die das Gewebe der Nachbarkorallen zerstören, aber nur wenn sie nicht derselben Art angehören. Bei einer anderen Gelegenheit gelang es ihnen erstmals, Korallenpolypen zu filmen, die sich gegenseitig umarmen; die Forscher sprechen von Küssen. Ganz klar wird so, der Meeresboden, er lebt.

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