Ostsee:Lästiger Sprengstoff

Lesezeit: 2 min

Vergangene Woche wurde bekannt, dass in einer viel befahrenen Wasserstraße der Ostsee Wasserbomben liegen. Nun zanken sich die Behörden, wie mit der Gefahr umzugehen ist.

Axel Bojanowski

Nachdem in der vergangenen Woche öffentlich bekannt wurde, dass in einer viel befahrenen Wasserstraße der Ostsee Wasserbomben liegen, ist weiterhin unklar, wie mit dieser Gefahrenquelle verfahren werden soll.

Auf dem Grund der Kadetrinne zwischen der Halbinsel Darß und der dänischen Insel Falster liegen an Bord eines Kriegsschiffwracks mindestens drei Wasserbomben, die jederzeit explodieren könnten. Täglich durchfahren fast 200 Schiffe, darunter Dutzende Tanker, die seichte Meerenge. Mehrere Behörden schieben sich nun gegenseitig die Verantwortung zu.

Der Sprengstoff liegt zwar vier Meter unter dem dort zugelassenen Tiefgang für Schiffe; Kollisionen von Schiffen mit den Bomben sind bei normaler Fahrt folglich nicht zu befürchten. Doch bei Notankerungen und Havarien könnten die Bomben explodieren, räumt die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord (WSD) ein. Die WSD ist für die Sicherheit der Schiffe zuständig. Es sei außerdem nicht ausgeschlossen, dass die Bomben von selbst detonieren könnten.

Diese Szenarien seien allerdings "eine abstrakte Gefahr", sagt Stefan Jenner, zuständig für Verkehrssicherheit bei der WSD Nord. Eine Schließung der Kadetrinne käme derzeit nicht in Frage, sagt er. Üblicherweise jedoch werden Meeresgebiete, in denen Wasserbomben entdeckt werden, für den Verkehr gesperrt; die Explosivstoffe werden geborgen oder gesprengt.

Der Kampfmittelräumdienst Mecklenburg Vorpommern habe die Bomben untersucht und "keine Anhaltspunkte für eine akute Bedrohungslage" festgestellt, erklärt Jenner.

Der Räumdienst befasst sich mit den Bomben bereits seit mehreren Monaten. Mehrmals wurde bereits die Bergung der Kampfstoffe erwogen. Doch bei einer Sprengung droht Öl aus dem Wrack des Kriegsschiffs auszulaufen, in dem die Bomben geortet wurden, erklärt der Kampfmittelräumdienst von Mecklenburg-Vorpommern. Das Öl müsste also zuvor aus dem Wrack gepumpt werden.

Taucher zum Wrack

Bevor die Bomben entschärft werden könnten, sei aber eine Weisung des Bundes erforderlich, erklärt der Kampfmittelräumdienst Mecklenburg-Vorpommerns. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie BSH weiß seit 2006 von den Wasserbomben. Ob die Sprengkörper entschärft werden sollen, könne das BSH aber "nicht beurteilen", erklärt die oberste Schifffahrtsbehörde des Bundes. Das BSH schiebt die Verantwortung damit auf Landesbehörden und Marine.

Doch auch der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier (CDU), winkt ab: Die Landesregierung habe "kein Mitspracherecht", denn die Kadetrinne sei eine Bundeswasserstraße. "Wir haben aber ein großes Eigeninteresse daran, dass gehandelt wird", sagt Caffier.

Die rechtliche Lage sei "nicht ganz einfach", räumt Stefan Jenner von der WSD ein. Die WSD werde "so bald wie möglich wieder Taucher zum Wrack schicken, um die Bedrohung "besser abzuschätzen und eine Sprengung zu prüfen".

© SZ vom 10.06.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: