Ornithologie:Meise haben, Sprache lernen

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Die Japanische Kohlmeise hat ein großes Rufrepertoire.

(Foto: imago/AFLO)

Grammatik beherrschen - wenn überhaupt - nicht nur Menschen. Kohlmeisen beachten beim Zwitschern eine Art Satzbau.

Von Tina Baier

Es wäre übertrieben zu behaupten, Japanische Kohlmeisen könnten sprechen. Doch scheinen sich die Vögel, die für ihr großes Rufrepertoire bekannt sind, beim Zwitschern an bestimmte grammatische Regeln zu halten. Genauer gesagt haben die Tonfolgen der Tiere eine Art Satzbau - eine Syntax (Nature Communications).

Bisher ging man davon aus, dass Syntax eine Besonderheit der menschlichen Sprache ist, und dass nur Menschen Laute zu Wörtern mit spezifischer Bedeutung kombinieren können. Evolutionsbiologen aus der Schweiz, aus Japan und aus Schweden konnten jetzt aber zeigen, dass eine Kombination aus den Ruflauten "ABC" in Kohlmeisensprache soviel bedeutet wie "Pass auf!".

D-Rufe" bedeuten "Komm hierher"

Die Tiere verwenden sie, um Artgenossen vor Raubvögeln zu warnen. "D-Rufe" bedeuten dagegen "Komm hierher": Sie weisen auf Futter hin oder rufen den Partner zum Nest. Wenn die Vögel gemeinsam versuchen, einen Feind zu vertreiben, singen sie eine Kombination aus diesen beiden Rufvarianten. Dabei ist die Reihenfolge entscheidend. Spielten die Wissenschaftler den Singvögeln die Tonfolge "ABC-D" vor, rückten die Tiere alarmiert zusammen.

Auf "D-ABC" reagierten sie dagegen überhaupt nicht. "Indem die Kohlmeisen verschiedene Rufe kombinieren, können sie mit einem limitierten Vokabular neue Bedeutungen generieren, sagt Michael Griesser vom Anthropologischen Institut der Universität Zürich, einer der Autoren der Studie. Ganz ähnlich funktioniert menschliche Sprache.

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