Ornithologie:Feder-Krieger

Einige Vogelmütter können offenbar das Aggressionspotenzial ihrer männlichen Nachkommen durch Hormone beeinflussen. Das steigert die Durchsetzungskraft der Art wenn die Nistplätze knapp werden.

Von Sebastian Herrmann

Wenn Nester rar sind, dann bricht die Zeit der Krieger und ihrer Mütter an. Weibliche Blaukehl-Hüttensänger bekommen in solchen Phasen erhöhter Konkurrenz zum Beispiel besonders aggressive männliche Nachkommen. Diese gefiederten Krieger erobern dann Nester von verwandten Arten wie etwa dem Berghüttensänger. Und wenn dann das Territorium gesichert ist, dann entspannen sich auch die Eroberer wieder - neue männliche Küken wachsen dann zu weniger aggressiven Blaukehl-Hüttensängern heran.

Wissenschaftler um Renée Duckworth von der University of Arizona in Tucson beforschten über zehn Jahre Populationen der blaugefiederten Vogelarten, die im Westen der USA heimisch sind (Science, Bd. 347, S. 875, 2015). Tut sich ein neues Habitat auf - etwa nach Waldbränden - kolonisieren zunächst die entdeckungslustigen Berghüttensänger die Gegend und brüten als erste in verfügbaren Neststellen.

Im Laufe mehrerer Generationen werden sie jedoch oft häufig von den aggressiveren Blaukehl-Hüttensängern verdrängt. Die weiblichen Tiere dieser Art vermögen offenbar, das Aggressionspotenzial ihrer männlichen Nachkommen von Generation zu Generation unterschiedlich zu beeinflussen: Die Wissenschaftler um Duckworth beobachteten, dass die Mengen einiger Hormone im Eidotter variierte. Sind Nistplätze knapp, begünstigt das die Entwicklung kriegerischer Blaukehl-Hüttensänger. Ist die Konkurrenz schließlich vertrieben, bricht die Zeit der fürsorglichen Männchen an.

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