Ölpest im Golf von Mexiko:Größte anzunehmende Katastrophe

Wissenschaftler bestätigen schlimmste Befürchtungen: Noch nie ist so viel Rohöl ins offene Meer gelangt wie nach dem Sinken der Bohrinsel "Deepwater Horizon". Die für heute geplante Operation "Static Kill" zur endgültigen Abdichtung des Lecks droht sich erneut zu verzögern.

Was längst vermutet wurde, steht nun schwarz auf weiß: Die Ölpest im Golf von Mexiko ist die Schlimmste der Geschichte. Wie aktuelle Zahlen von US-Wissenschaftlern bestätigen, strömten innerhalb von drei Monaten - bis zur provisorischen Abdichtung des Lecks Mitte Juli - 780 Millionen Liter (666.400 Tonnen) Rohöl ins Meer.

Bohranlage 'Deepwater Horizon' brennt

Löschschiffe vor der brennenden Bohranlage "Deepwater Horizon" am 22. April 2010 im Golf von Mexiko.

(Foto: US Coast Guard/dpa)

Die Einsatzzentrale der US-Regierung teilte mit, nicht einmal ein Fünftel davon (127 Millionen Liter) seien aufgefangen und auf Schiffe abgepumpt worden. Es handele sich um die bislang genauesten Schätzungen mit einer möglichen Abweichung von zehn Prozent, hieß es. Der ausgetretenen Ölmenge kommt große Bedeutung zu, weil davon die endgültigen Kosten für den BP-Konzern abhängen könnten.

Zuvor galt der Bohrinsel-Unfall der Ixtoc 1979 als die schwerste Ölpest. Damals flossen etwa eine halbe Million Tonnen in den Golf von Mexiko. Bei der Havarie des Tankers Exxon Valdez 1989 vor der Küste Alaskas strömten etwa 40.000 Tonnen ins Meer.

Unterdessen wird sich die endgültige Abdichtung der leckgeschlagenen Ölquelle in 1500 Meter Tiefe möglicherweise noch einmal verzögern. Der Mineralölkonzern BP erklärte in der Nacht, dass ein entscheidender Test zur Messung des Drucks in der Steigleitung wegen technischer Probleme verschoben werden müsse. Der als Static Kill bezeichnete Verschluss des Lecks mit Bohrschlamm und Zement solle dennoch möglicherweise am Dienstag in Angriff genommen werden, falls der nun ebenfalls am Dienstag angepeilte Test erfolgreich verlaufe, hieß es.

"Wenn die Tests erfolgreich sind, startet Static Kill am Dienstagmorgen", sagte ein Sprecher der Einsatzzentrale. Es werde rund 24 Stunden dauern, bis klar ist, ob die Operation Erfolg hat. Nach der provisorischen Abdichtung des Lecks Mitte Juli sollen Schlamm und Zement das Öl in der Steigleitung in die Tiefe drücken.

Bei der Operation könnten zeitweise geringe Mengen Öl ins Meer fließen, warnte Einsatzleiter Thad Allen. Der finale Akt zur Versiegelung steht dann etwa eine Woche später an. Dann wollen die Ingenieure auch das Öl-Reservoir in der Tiefe versiegeln. Bei dieser Operation Bottom Kill sollen in 5,4 Kilometer unter dem Meeresboden ebenfalls Schlamm und Zement in die Steigleitung gepumpt werden.

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