Ökologie:Märchenhaft beschützt

Mythen und Legenden können einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und gefährdeter Spezies leisten. Selbst dann, wenn sie sich bloß um isländische Fabelwesen und Nessie, das Ungeheuer von Loch Ness in Schottland ranken.

Von Kathrin Zinkant

Heilige Schildkröten, magische Hyänen, bezaubernde Elfen oder sogar das Ungeheuer von Loch Ness: Aberglaube kann dabei helfen, Ökosysteme und die darin lebenden Arten zu schützen. Das berichten britische Wissenschaftler im Fachjournal Oryx. Die Zoologen hatten sich Riten und Mythen in verschiedenen Regionen der Welt angesehen, zum Beispiel in Madagaskar. Die dort lebenden Strahlenschildkröten gelten als gefährdet, doch die Bevölkerung beschützt die Art aufgrund eines religiösen Tabus, Fady genannt. Madegassen dürfen die Tiere demnach nicht fangen oder berühren. Einen ähnlichen Effekt hat der in Äthiopien verbreitete Glaube, Tüpfelhyänen könnten böse Geister aufnehmen. Die Tiere werden deshalb respektiert, gefüttert und sogar gestreichelt. Was aber, wenn es eine Spezies nur im Aberglauben gibt? Der Besucherstrom zum Loch Ness, in dem seit rund 400 Jahren immer wieder ein Ungeheuer gesichtet wurde, hat der Region in Schottland viel Geld für den Erhalt der Seenlandschaft und ihrer Arten eingebracht. In Island wurde vor vier Jahren der Bau einer Straße gestoppt, weil sie durch den Lebensraum des Huldufólk führt, des verborgenen Volks. Das sind Elfen aus der isländischen Mythologie. Doch nicht immer ist Aberglaube gut für Tiere: Das Fingertier, eine Lemurenart, gilt auf Madagaskar als teuflisches Wesen, das sofort getötet werden muss.

© SZ vom 25.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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