Nach einem Schnabelwal sorgten vergangene Woche zwei Delfine vor der deutschen Ostseeküste erneut für Aufsehen. Die Tiere wurden in der Wismarer und Lübecker Bucht beobachtet und waren zuvor bereits vor der schwedischen Küste gesichtet worden. Fischereikontrolleure hatten die Meeressäuger auf einer Kontrollfahrt gesehen und gefilmt. Die Aufnahmen gingen an das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund, wo Experten die Delfine als "Große Tümmler" identifizierten. "Die Tiere sind als Irrgast in die Ostsee gelangt", sagt Direktor Harald Benke. Es sei nicht ungewöhnlich für die neugierigen Tiere, sogar Flussläufe zu erkunden.
Der natürliche Lebensraum der Großen Tümmler sind die Nordsee und der Atlantik. Auf der Jagd nach Nahrung dringen die Delfine gelegentlich in die Ostsee vor. Während vor der dänischen Ostseeküste häufiger Tümmler beobachtet würden, seien vor der deutschen Ostseeküste bislang nur fünf Sichtungen bekannt, sagt Benke. Ganz selten schwämmen die Tiere bis in den baltischen Raum vor Finnland oder Lettland.
Nun hoffen die Mitarbeiter der Wismarer Fischereiaufsicht wie auch die Meeresbiologen, dass die Delfine nicht das gleiche Schicksal ereilt wie den verirrten Schnabelwal vor zwei Monaten. Das seltene Tier hielt sich mehr als drei Wochen in der Wohlenberger Wiek bei Wismar auf und war später tot an Schwedens Südküste angespült worden. Die Überlebenschancen für die Tümmler bezeichnet Benke als gut. Die Tiere seien in der Lage, große Strecken zurückzulegen. Mit den Heringen gebe es auch genügend Nahrung für die Delfine in der Ostsee. Auch seien die Tiere kalte Temperaturen gewohnt. Schwierig werde es nur, wenn in strengen Wintern Teile der Ostsee zufrieren würden.
Seit Freitag wurden laut Benke keine weiteren Sichtungen mehr gemeldet. Dies könne bedeuten, dass die Tiere weitergewandert sind.