Oberstes Gericht der USA:Patente auf Gene sind illegal

Die menschliche Erbsubstanz ist ein "Produkt der Natur", auf das keine Patente erteilt werden können - so lautet die Grundsatzentscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA. Anlass war der Versuch eines Pharmaunternehmens, sich Patente auf Brustkrebs-Gene zu sichern.

Von Katrin Blawat

Aus dem menschlichen Körper isolierte Gene können nicht patentiert werden, hat der Oberste Gerichtshof der USA in einer Grundsatzentscheidung erklärt. Menschliche Erbsubstanz sei ein "Produkt der Natur", auf das keine Patente erteilt werden könnten.

Dennoch stellt das Urteil einen Kompromiss dar. Die neun Richter erklärten solche Patente für rechtmäßig, die sich auf künstlich hergestellte DNA beziehen. Diese lässt sich im Labor zusammenbasteln, wenn man die natürlicherweise im Menschen vorkommende DNA als Vorlage verwendet.

Die synthetisch erzeugte Erbsubstanz sei patentierbar, "da sie nicht von der Natur hergestellt wird", urteilten die Richter. Was dieses Grundsatzurteil konkret für die Biotech-Branche bedeutet, ist noch nicht klar.

Vor dem Obersten Gericht ging es um die "Brustkrebs-Gene" BRCA1 und BRCA2. Mutationen in ihnen können das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs stark erhöhen. Frauen können ihr Erbgut untersuchen lassen, ob sie Mutationen in den beiden Genen in sich tragen.

Weithin bekannt ist dies geworden, nachdem die Schauspielerin Angelina Jolie kürzlich ihre Brustamputation bekannt gegeben und mit Mutationen in BRCA1 begründet hat.

Vor dem Obersten Gericht ging es um eine Klage gegen das Pharmaunternehmen Myriad Genetics. Es hatte sich Patente auf die beiden Brustkrebs-Gene gesichert. Damit hat Myriad auch das Recht erworben, Tests auf Mutationen in BRCA1 und BRCA2 exklusiv zu vermarkten. Dies kritisieren unter anderem die Organisation der 150.000 Kläger, die Association for Molecular Pathology. Sie und die American Civil Liberties Union (ACLU) wenden ein, dass die Tests für viele Patienten zu teuer seien und die Patente die weitere Erforschung der Gene blockierten.

Während des jahrelangen juristischen Streits hatte die ACLU argumentiert, dass Myriad die beiden Gene lediglich entdeckt, aber nichts erfunden habe. Dem steht der Standpunkt des Unternehmens gegenüber, es habe menschliche Erfindungsgabe erfordert, die Gene zu isolieren.

Die ACLU bezeichnete das Urteil als "Sieg". Doch die praktischen Auswirkungen sind unklar. Entscheidend ist unter anderem, in wie weit Myriad seine Tests allein auf künstlich hergestellter und laut dem Urteil patentierbarer DNA basieren lässt. Zudem laufen die umstrittenen Patente in den kommenden Jahren ohnehin aus.

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