Nofretetes erstes Gesicht:Das versteckte Antlitz

Die weltberühmte Büste der ägyptischen Königin Nofretete verbirgt unter ihrer Oberfläche ein weiteres Gesicht. Dessen Zeichnung überrascht die Forscher.

Nofretetes innere Schönheit ist unter vier zarten Schichten von Gips verborgen: Die berühmte, mehr als 3000 Jahre alte Büste der sagenumwobenen Königin ist von ihrem Bildhauer aufwendig nachbearbeitet worden.

Nofretetes erstes Gesicht: Wir sehen das Gesicht einer "schönen Frau mit Charakter", doch hinter der Oberfläche der Nofretete-Büste verbirgt sich ein weiteres Antlitz.

Wir sehen das Gesicht einer "schönen Frau mit Charakter", doch hinter der Oberfläche der Nofretete-Büste verbirgt sich ein weiteres Antlitz.

(Foto: Foto: dpa)

Das belegt eine Computertomographie unter Leitung des Charité-Wissenschaftlers Alexander Huppertz am Berliner Imaging Science Institute, die bereits 2007 durchgeführt und vorgestellt, aber erst in der aktuellen Ausgabe des Fachblattes Radiology komplett veröffentlicht wurde.

Danach weist bereits der etwa 50 Zentimeter hohe Rohling aus Kalksandstein die charakteristischen Grundzüge der Büste auf. Allerdings wurden von dem Bildhauer Thutmosis einige Partien verändert und verfeinert. Die Büste gilt als die größte Attraktion des Ägyptischen Museums und wird derzeit im Alten Museum in Berlin ausgestellt.

Hinter der aus Gips modellierten Büste befinde sich ein weiteres, nicht weniger fein gezeichnetes Gesicht aus Kalkstein, sagte Huppertz. Die Büste sei im Computertomographen geröntgt worden, um ihren Zustand zu untersuchen.

Man habe zwar gewusst, dass ein Rohling hinter dem aus Stuck geformten Gesicht sei. Aber dass das innere Steingesicht so detailliert und dem äußeren Gesicht so ähnlich sei, sei eine große Überraschung gewesen. Am äußeren Gesicht seien im Vergleich zum verborgenen lediglich an den Mundwinkeln Falten wegretuschiert, die Nase "begradigt oder geglättet" worden, dafür aber am Auge Falten hinzugefügt worden.

Frau mit Charakter

Die Computertomographie zeige, wie der Bildhauer über dem Kalksteinkern "in einem vielschichtigen Arbeitsprozess die perfekte Form gesucht hat", erläuterte der Direktor des Ägyptischen Museums, Dietrich Wildung. Die aus Gips modellierten Falten unter den Augen machten dabei "aus einem faltenlos 'hübschen' Gesicht das Porträt einer schönen Frau mit Charakter".

Bei der Untersuchung sei auch festgestellt worden, "wie schlecht die Anbindung der einzelnen Materialien ist, wie anfällig das Objekt ist", sagte Huppertz. Saniert werden könne Nofretete nicht. Deswegen müsse man sie "extrem vorsichtig anfassen". Dadurch, dass sie "sehr inhomogen ist, ist sie vibrations- und berührungsempfindlich".

Diese Analyse dürfte der Bundesregierung im Streit mit Ägypten über ein Leihgeschäft in die Hand spielen. Zur für 2012 geplanten Eröffnung des neuen Ägyptischen Museums in Gizeh würden die Ägypter die Büste allzu gerne ausleihen. Die Büste wurde 1912 von einem deutschen Archäologen bei Grabungen in Ägypten entdeckt und ein Jahr später nach Deutschland gebracht.

Die Leihbitte aus Ägpyten stieß im Bundestag bislang auf Ablehnung - mit dem Hinweis, aus konservatorischen Gründen müsse der Umgang mit der Kalksteinbüste äußerst sorgsam sein.

Königin Nofretete galt als eine der schönsten Frauen der Welt, wovon ihre Büste zeugt. Sie war die Gemahlin des Pharaos Echnaton, der um 1350 vor Christus regierte.

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